Thulcandra - A Dying Wish

Review

Galerie mit 20 Bildern: Thulcandra - A Dying Wish Tour 2021 in Mörlenbach

Wenn OBSCURA-Mastermind Steffen Kummerer mal wieder eine Pause von frickeligem Progressive Death Metal braucht, dann widmet sich der Münchener mit THULCANDRA seiner Passion für angeschwärzten Schwedentod in den Fußstapfen von DISSECTION und Co. Gut, vielleicht ist der Mann auch einfach ein unverbesserlicher Workaholic, schließlich erscheint die neue Platte seiner Hauptband nur ein paar Wochen nach dem vierten THULCANDRA-Album „A Dying Wish“.

THULCANDRA wandeln erneut auf eisigen Pfaden

Dass Steffen Kummerer „The Somberlain“ und „Storm Of The Light’s Bane” offensichtlich bis ins kleinste Detail studiert hat und vermutlich im Schlaf runterspielen kann, dürfte niemanden mehr wundern. Schließlich waren die ersten beiden THULCANDRA-Alben durch und durch vom musikalischen Erbe Jon Nödtveidts geprägt und wenngleich das Drittwerk „Ascension Lost“ stilistisch ein klitzekleines bisschen offener war, so konnte man auch dort stets den allgegenwärtigen Geist von DISSECTION wahrnehmen. Entsprechend ist auch die Marschrichtung von „A Dying Wish“ wenig überraschend, THULCANDRA wandeln weiterhin auf den eingefrorenen Spuren der schwedischen Legende, mit einigen Schlenkern zu anderen Szeneprotagonisten versteht sich.

Schon die Vorabsingle „Funeral Pyre“ jagt einem mit der Mischung aus einer schaurig schönen Grundmelodie und eiskalter Raserei wohlige Schauer über den Rücken. „Scarred Grandeur“ wiederum tritt zunächst das Gaspedal durch und setzt nach einem kurzen Akustikgitarren-Intermezzo zum charakteristischen Marschrhythmus an. Beide Nummern machen keinen Hehl aus ihrer Inspirationsquelle und hätten so problemlos auf „Storm of the Light’s Bane“ stehen können.

Auch „In Vain“ und „Nocturnal Heresy“ repräsentieren einerseits die eher melodische, andererseits die brutal bretternde Seite, ohne dabei aber jeweils nur in einem der beiden Extreme zu verharren. THULCANDRA bewegen sich ein weiteres Mal gekonnt zwischen den Eckpfeilern des typischen Schwedensounds.

Beim leicht vertrackten „The Slivering Silver“ und „Shining Abyss“, dem wohl aggressivsten Track des Albums, entfernen THULCANDRA sich ein kleines Stück weit vom bisherigen Pfad und verbeugen sich vor Melo-Death-Legenden wie EDGE OF SANITY und AT THE GATES. An Letztere erinnern hier nicht zuletzt Steffen Kummerers Vocals, die mitunter sehr nah bei Tomas Lindbergs heiserem Gekeife liegen. Zum Ende hin kehren THULCANDRA aber wieder zum stilistischen Kern des Albums zurück und der melancholische, stellenweise sogar leicht doomige Titeltrack setzt einen würdigen Schlusspunkt.

Alte Liebe rostet nicht

Was soll man über ein THULCANDRA-Album noch groß sagen? Man bekommt was man erwartet, Überraschungen sucht man größtenteils vergeblich. Nun geht es den Bayern auch gar nicht um Eigenständigkeit oder Originalität, sondern um die möglichst authentische Reproduktion eines ganz bestimmten Sounds, was ihnen auf „A Dying Wish“ erneut vorzüglich gelingt.

Zwar ist grade in den letzten Jahren eine Vielzahl von Bands mit einer ganz ähnlichen Ausrichtung auf der Bildfläche erschienen und THULCANDRA sind daher nicht mehr die alleinigen Platzhirsche unter den DISSECTION-Erbverwaltern; die charakteristische Verschmelzung aus klirrender Kälte, roher Brutalität und eindringlichen Melodien kriegt aber nach wie vor kaum jemand so stilecht hin wie Kummerer und seine Mannschaft. Mit den Kollegen von THE SPIRIT geht es übrigens demnächst auf Tour, wer sich also nichts Schöneres als einen langen Abend voller Schweden-Huldigung vorstellen kann, bekommt hier das volle Programm.

 

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22.10.2021

"Musik hat heute keinen Tiefgang mehr." - H.P. Baxxter

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Thulcandra auf Tour

4 Kommentare zu Thulcandra - A Dying Wish

  1. Vlad_the_Impala sagt:

    Hm, verrückt! Wenn ich mir das so anhöre, kommt mir der Gedanke: „Ich könnte ja mal wieder das Original hören.“ 🙂
    Ich meine, technisch ist das ja voll auf der Höhe. Aber ich frage mich, warum man als Band nicht mehr Bock auf Eigenidentität im Sound hat.
    Eines muss man ihnen lassen: der Dissection-Style ist schon beeindruckend detailgetreu wiedergegeben. Das hab ich in dieser Qualität/Präzision noch nie gehört. Nur ich sehe für mich als Hörer keinen ernsthaften Nutzen dessen.

    Unterm Strich denke ich, dass es ein gutes Album ist. Die zweite Hälfte, wenn die offensichtlichen Dissection-Zitate etwas zurückgefahren werden, ist es aber m.M.n. nicht mehr ganz so stark.

    7/10
  2. xXx-Oimel-xXx sagt:

    THULCANDRA sind und bleiben sich treu. Der Vorgänger hatte die Messlatte enorm hochgelegt. Dagegen kann „A Dying Wish“ nur anstinken, oder? Dieses Album ist der blanke Wahnsinn, das fängt beim genialen Songwriting an und endet in der nicht minder genialen Produktion.
    Will Mastermind Steffen Kummerer was ändern? Nein! Im Gegensatz zu den ersten beiden Alben gilt man nicht mehr als DISSECTION Klon. Man verbrät alles was bei No Fashion damals einen Rang und Namen hatte. Mal mehr Black, mal mehr Death Metal…aber stets eiskalt.
    Hier hat man den extrem starken Vorgänger toppen können. Respekt!

    10/10
  3. Schraluk sagt:

    ‚Thulcandra‘ bleiben solide und machen zum dritten mal mehr oder weniger das selbe. Aber sehr gut und auf einem gleichbleibend hohem Level. Und ich mag diesen Dissection Sound. Also alles gut.

    7/10
  4. dan360 sagt:

    Ja, hatte eine Gänsepelle als ich sie live erleben durfte, war einfach ne mega Atmo. Und der Herr Kummerer ist ein sehr angenehmer, sympathischer Zeitgenosse.. ich halte sein Plektrum in Ehren.🙏🏻