Dass Infamroth und Vardalv THRONE OF KATARSIS vor dem dritten Album „Ved Graven“ zu einem Quartett ausgebaut haben, hat ihnen zwar nicht zum Nachteil gereicht, aber ein Originalitätspreis für ihren norwegischen Second Wave Black Metal ist immer noch so weit entfernt wie ein menschlicher Fuß von einem hypothetischen Planeten um Alpha Centauri A. Was bleibt also? Richtig, etwa die Intensität des Vortrags: Neben standesgemäß kalten Gitarren, polterndem Schlagzeug und dem gelungenen, da energischen Kreischgesang vernimmt man gelegentlich auch wieder den bereits auf vergangenen Alben präsenten, sich überdeutlich an Attila Csihar auf MAYHEMs „De Mysteriis Dom Sathanas“ orientierenden und sakral anmutenden Knurrgesang – das verstärkt immerhin die vertraut-düstere Atmosphäre.
Und wenn man schon keine eigenen Visionen besitzt, sondern nur langen Schatten folgt und im Vorbeigehen auch das ein oder andere Riff von den Fließbändern der Schwarzwurzelwerke geklaut hat, dann kann man doch zumindest über variable Tempi für Abwechslung und den Anschein von epischer Größe sorgen. Gesagt, getan! Das fast zehnminütige „Av Dypets Kulde“ fällt in seiner durchgängigen Langsamkeit inklusive Kirchenorgel – natürlich promo-wirksam und hart an der Grenze zur Realsatire nächtens in einem örtlichen Gotteshaus während einer „höchst blasphemischen Zeremonie“ aufgenommen – aus dem Rahmen. Auch „Mesterens Tilbakekomst“, die vielleicht stärkste Nummer, bremst nach energischem Beginn in der zweiten Hälfte deutlich ab, während eindringliche Schreie aufhorchen lassen. Als überflüssig entpuppt sich leider das fünfminütige Instrumentalstück „Åpne Alle Sår“, das gerne ein zweites „The Crying Orc“ oder „Han Som Reiste“ wäre, aber deutlich scheitert und ein wenig nach Füllmaterial müffelt.
„Ved Graven“ ist als bewusst rückwärtsgewandtes, roh gehaltenes und vehement vorgetragenes Black-Metal-Album mit dezentem okkultem Schleier in Ordnung für das, was es ist. Eines aber ist es zu keiner Zeit: auch nur annähernd spektakulär. THRONE OF KATARSIS kreuzen nach wie vor lediglich einigermaßen gekonnt klassische MAYHEM, ganz frühe EMPEROR und DARKTHRONE zu „Transilvanian Hunger“-Zeiten, weswegen sich Kenner und Besitzer der Frühneunziger-Meilensteine folgende Frage stellen könnten: Wie sehr braucht ein Waffensammler, der zahllose legendäre Feuerwaffen aus mehreren Jahrhunderten in den Vitrinen liegen hat, die immerhin sauber gearbeitete Replik eines, sagen wir, Colt 1873 Single Action Army?
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