Thron - Dust

Review

Für THRON dürfte das neue Album „Dust“ einen der definierenden Momente in ihrer bisherigen Laufbahn darstellen. Schon auf dem bärenstarken Vorgänger „Pilgrim“ deuteten die Schwarzwälder an, dass sie nach Höherem streben als nur nach einem Platz in der langen Reihe der DISSECTION– oder NECROPHOBIC-Nacheiferer. Und so interpretierten sie ihren melodischen Black/Death Metal auch damals schon trotz klar benennbarer Vorbilder undogmatisch und angenehm frei von Scheuklappen. Nun gehen THRON aber noch ein paar Schritte weiter.

THRON holen zum Befreiungsschlag aus

Die Einflüsse der schwedischen Schwarztodschule sind natürlich auch auf „Dust“ weiterhin allgegenwärtig und bilden ein solides Fundament für die Experimentierfreude, die bei THRON immer mehr um sich zu greifen scheint. Die Band gibt sich auf ihrem vierten Album nämlich variabler und abwechslungsreicher denn je. Beim Eröffnungsdoppel „Dying In The Mud“ und „Return“ wird zwar noch ordentlich die DISSECTION/NECROPHOBIC-Sense geschwungen, schon bei „The True Belief“ finden sich aber Gothic-Rock-Elemente, die bisweilen stark an TRIBULATION erinnern. Jedoch driften THRON dabei nie ganz in Düster-Rock-Gefilde ab und lassen zwischendurch immer mal wieder eisiges Tremolo und kalte Raserei flirren.

„The Golden Calf“ gibt sich zunächst wieder weitestgehend traditionell schwedisch, überrascht aber in der zweiten Songhälfte mit ein paar interessanten post-rockigen Gitarrenlinien. Ähnlich verhält es sich mit dem thrashigen und dann vollkommen unerwartet mit einem kurzen Math-Exkurs endenden „Monologue“. „The Eve“, „The Face Of Despair“ und ganz besonders „The Wrong God“ werden wieder von einem latenten Gothic-Hauch umweht, der erneut Assoziationen zu Bands wie TRIBULATION, SLAEGT oder SENTENCED zu „Amok“-Zeiten, aber auch zu finsterem Heavy Metal à la MERCYFUL FATE oder IN SOLITUDE weckt. Allerdings bleiben THRON grade bei „The Eve“ und „The Face Of Despair“ erneut deutlich tiefer im Black Metal verwurzelt als die Kollegen, ein wenig Düster-Zauber steht den Baden-Württembergern aber gut zu Gesicht.

Unter den restlichen Songs sticht besonders „Into Oblivion“ mit ein paar verspielten und gänzlich unschwarzmetallischen Leads hervor, die einen interessanten Kontrast zum klassisch schwedischen Fundament des Songs bilden. Das rasende „The Tyranny Of I“ und das epische „Martyr“ wiederum berufen sich verstärkt auf die Wurzeln der Band.

„Dust“ ist ein gelungener Balanceakt

THRON erweitern auf „Dust“ in gelungener Art und Weise ihr Repertoire, ohne dabei je gänzlich in fremde Gewässer davon zu segeln oder bisherige Fans vor den Kopf zu stoßen. Der Kern ihres Sounds bleibt Melodic Black/Death Metal, allerdings unterfüttern die Schwarzwälder diesen geschickt mit Elementen aus Gothic Rock, düsterem Hard Rock und Heavy Metal sowie gelegentlichen progressiven Schlenkern.

Zudem strotz „Dust“ nur so vor Dynamik und lässt man sich nicht komplett von der tollen Gitarrenarbeit verzaubern, so gibt es besonders beim Schlagzeug so manches Kabinettsstückchen zu bestaunen. Abgerundet wird das ganze erneut von Samcas markanter, überaus kerniger Gesangsdarbietung. Die Band steht also sowohl kreativ als auch technisch voll im Saft und man kann hier einfach nur von einem rundum geglückten nächsten Streich sprechen, der zu Recht an der Höchstnote kratzt und THRON hoffentlich die verdiente Aufmerksamkeit beschert.

19.04.2023

"Musik hat heute keinen Tiefgang mehr." - H.P. Baxxter

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