Der THRESHOLD-Sound bleibt intakt, aber…
Ich gebe zu, seit dem tragischen Tod von Andrew McDermott habe ich THRESHOLD ziemlich aus den Augen verloren. Die Hörproben der beiden Alben „March Of Progress“ und „For The Journey“ ließen mich ihrerzeit kalt. Das lag einerseits an der in meinen Ohren zu sanften Stimme von Damian Wilson, andererseits aber auch an den einfach sehr unspektakulären Songs selbst. Klar, THRESHOLD sind schon immer eine Bank für große, pathetische Melodien gewesen und haben sich diese bewahrt. Aber in ihren besten Momenten kamen die großen Melodien in Kombination mit interessanten Riffs und anderen progressiven Spielereien daher, die zwar nicht das Songwriting bestimmten, aber sinnvoll in dieses integriert waren und es so kräftig würzten. Es war britischer Prog Metal im Sinne nordamerikanischer Vorbilder, nicht für den Sophisten per se, sondern für das Stadion geschaffen.
Nun segelt „Legends Of The Shire“, Album Nummer elf der Briten und das erste mit Glynn Morgan am Mikrofon seit 1996, auf den Plattenteller, ein Doppelalbum mit Konzept. Es geht im weiteren Sinne um die Suche nach Identität, wobei gewisse Variablen vage gehalten sind. Den typischen Groom-West-Sound hört man natürlich auch dieser Platte an und das ist grundsätzlich erstmal positiv. Für die Uneingeweihten: Harte Gitarren und mal schwelgende, mal prägnante Keyboards bilden mit einer geradlinigen, zumeist irgendwo im Midtempo angesiedelten Rhythmik die Grundlage für das Album. Zwischendrin nistet sich Morgan mit seiner relativ soliden Gesangsdarbietung ein, mit wiederum etwas zu wenig Schmackes in der Stimme für meinen Geschmack, aber er schmiegt sich ansonsten gut an den Sound an. Den größtmöglichen Effekt in puncto Stimmung erzielen THRESHOLD schon mal mit „Subliminal Freeways“. Hier stimmt alles. Die Gitarren sägen prägnant, die Keyboards tragen den Song sanft und geschmeidig dahin und der Refrain ist zum Wegfliegen schön. Auch flott rockt es sich gut mit „Small Dark Lines“, dessen Gitarren gelegentlich etwas eingeengt wirken und das mit fünf Minuten auch etwas zu lang geraten ist, ansonsten aber gut nach vorne drückt. Und auch hier nistet sich die Hook direkt in die Gehörgänge ein.
… da fehlt doch etwas
Doch ein THRESHOLD-Charakteristikum bleibt über nahezu die gesamte Spielzeit absent: der Prog höchstselbst. Es scheint, als sei „Legends Of The Shire“ den Weg alles YES’schen und GENESIS’schen gegangen und habe den Prog weitestgehend über Bord geworfen, als hätte die Band über Nacht vergessen, dass man Viervierteltakte mit mehr als nur Viertel- und Achtelnoten füllen kann. Und selbst die paar unregelmäßigen Takte, Synkopen und dissonanten Chords, die hier und da in der Landschaft herumstehen, wirken eher wie müde Exponate als das Ergebnis eines schweißtreibenden Kompositionsprozesses. Zugegeben versucht die Band mal was Originelles bei „On The Edge“. Gesang und Gitarre verlaufen kontrapunktisch zueinander, eine nette Idee. Die ist aber leider sehr ungeschickt umgesetzt worden. Die penetrant in den Vordergrund gemixte Gitarre gerät dem Gesang massivst ins Gehege. Auch hier denkt man wieder eher an einen Prog-Stimulus um des Prog Willen als an organisches Songwriting. Warum das von Bedeutung ist? Weil die Platte unter anderem mit so Sprüchen wie „das ambitionierteste und progressivste Album“ beworben wird. Dass ich nicht lache. Der „Hypothetical„-Opener „Light And Space“ steckt das gesamte Doppelalbum in progressiver Hinsicht locker in die Tasche.
Aber das Album hier bedient lediglich Prog-Tropen, die an sich rudimentäre Melodic Rock-/Metal-Songs auf Überlänge aufblähen. Dazu kommt ein zwar weitestgehend klarer und transparenter, aber auch sehr spannungsarmer Sound, der einige der netteren Ideen zunichte macht. Im Longtrack „The Man Who Saw Through Time“ gehen die besseren Riffs von Karl Groom einfach im sterilen Sound unter. Und gerade der Song hätte es nötig gehabt, diesen Riffs etwas mehr Bedeutung im Mix zukommen zu lassen, denn der Track klingt teilweise wie eine fade Neuinterpretation von „A Pilot In The Sky Of Dreams“ aus „Dead Reckoning“. Somit ist „Legends Of The Shires“ ein Album, das im Grunde kaum noch etwas vom Prog früherer Tage vorzuweisen hat und als solches durch seine massige Spielzeit viel zu wenig Substanz bietet. Die Geschichte hätte locker auch auf die Hälfte der Spielzeit gepasst und nur durch reine Länge werden Songs nicht progressiv – sie werden eben nur lang.
Zwar unterhalten THRESHOLD durchaus mit einigen der neuen Songs, wenn man nicht zu viel erwartet und etwas Kitsch ab kann. Wer aber, gerade im Lichte früherer Bewertungen, hier etwas Besonderes erwartet hat, wird schwer enttäuscht. „Legends Of The Shires“ segelt in den seichten, poppigen Gewässern seiner Vorgänger und wirkt an einigen Stellen dann doch etwas belang- und lieblos. Die gute Nachricht daran? Fans der besagten Vorgängerplatten werden es mögen …
diese schlechte note ist absolut unverständlich. über die sängerwahl kann man sich streiten, aber ganz egal welche stimme die threshold songs bisher veredelt hat, man konnte immer erkennen das es sich um threshold handelt. nur weil man dieses album als „das ambitionierteste und progressivste album“ bewirbt und du bzw deine ohren keinen prog hört, vergibst du magere 5 punkte ? mag sein, das es an die überwerke der band nicht (oder soll ich sagen noch nicht) rankommt, ist dies ein tolles album geworden, welches mit der zeit sicher noch wachsen wird. es besitzt alle elemente die man von threshold erwartet und dennoch hört man eine entwicklung. 7 – 8 punkte hätte dieses album sicherlich verdient.
Ich muss gestehen, dass ich nach den erstmaligen Eindrücken auch nicht wirklich angetan war und auch eher durchschnittlich bewertet hätte. Nach einigen Durchläufen bin ich eher bei hrhr… definitiv ne 7.
Das jemand ein Rewiew schreiben darf der ein Meisterwerk wie March of Progress nicht kennt, das ist schon sehr laecherlich das waere so als ich wenn ich was zu Cradle of Filth schreiben wuerde, das neue Teil ist sicher kein Meisterwerk aber 7 Punkte kann man schon geben und Damian Wilson ist vor allem live ein absoluter Gott.
Wieso? Hier geht es doch um „Legends Of The Shires“ und nicht um „March of Progress“. Also muss er die Platte kennen, um seine Meinung abzugeben.
Ich muss morgens während ich mir Kaffee mache auch nicht wissen, wie die Buttermilch meiner Oma schmeckt.
Mmm Buttermilch..
Aber ganz Unrecht hat er nicht, wie soll man ein Album qualitativ in der Diskographie einordnen wenn man die gar nicht komplett kennt?
Ein Album muss sich immer an seinen Vorgängern messen lassen nur so wird auch Fortschritt gesehen und honoriert..
Natürlich kann man das Album auch isoliert für sich und ohne Beachtung der bandgeschichte bewerten,ich finde aber die Bewertung ist dann oberflächlich oder unvollständig.
Also zunächst mal find ich die 5 punkte auch etwas harsch, zumal die kritik letztlich eben doch positiver klingt als die bewertung. Trotzdem bleibt jedem, ja auch kritikern, ihre eigene meinung überlassen und musik ist nunmal geschmackssache.
Der andere punkt ist aber auch der: metalfreak, was glaubst du, wie die reviewvergabe bei einer seite wie metal.de läuft? Soweit ich weiß schreiben hier alle ehrenamtlich und aus eigener erfahrung weiß ich, dass man da auch ab und zu mal eine kritik abkriegt, wo man nicht unbedingt mit der kompletten diskographie der band vertraut ist. Geschrieben werden muss sie trotzdem. Das ist bei großen publikationen wie dem rockhard so und das wird hier nicht anders sein. Dem rezensenten hier also quasi komplette unqualifiziertheit zu unterstellen nur weil er ein bestimmtes album nicht kennt halte ich für ein starkes stück.
Wie wäre es metalfreak, du hast doch offenbar einen nahezu unerschöpflichen wissensfundus in sachen metal und stets „tolle“ bandempfehlungen, meist unter reviews anderer bands, wieso bewirbst du dich nicht mal bei metal.de
Für den ultra-trve-power-epic-poser Bereich 😉
…und dann bei der Rechtschreibung, einschließlich Interpunktion. 🙂
Ich als Italiener kann immer noch sehr viel besser Deutsch , als ihr Deutschen Italienisch koennt , und Leute wir reden hier nur ueber Metal also kein Grund beleidigend zu werden.
In Südtirol wird aber halt Deutsch gesprochen – während in Deutschland kein Italienisch gesprochen wird, sofern man nicht zufällig Italiener ist. Von daher zieht das Argument nicht.
Und Rezensenten der Ahnungslosigkeit und Unqualifiziertheit zu bezichtigen und ständig irgendwelche Bandwerbung unter Rezensionen komplett anderer Bands zu packen ist nicht beleidigend oder zumindest respektlos?