Three Trapped Tigers - Silent Earthling

Review

Die Instrumental Rocker THREE TRAPPED TIGERS kehren mit ihrem zweiten Full-Length-Album „Silent Earthling“ zurück und machen hierauf das, was man auch erwarten würde, wenn man drei Großkatzen zusammen mit Gitarre, 80er-Synthies und einem Schlagzeug einsperrt: massiven Radau. Das ganze klingt noch mal eine Stufe fetter als auf dem Debüt, auch wenn die atonalen Noise-Eruptionen zurückgefahren wurden; am Ende von „Rainbow Road“ brechen sie noch einmal unverdünnt hervor.

THREE TRAPPED TIGERS machen einem die Kategorisierung ihres Sounds gewiss nicht leicht. Typisch Katze! Da steckt man den Kater namens „Silent Earhtling“ in die Electronic-Schublade hinein, passt eine Sekunde nicht auf, da sitzt der Stubentiger auch schon wieder auf dem Schrank, schmeißt noch trotzig das ESKIMO CALLBOY-Bild um und maunzt einen keck an. Man hechtet hinterher, doch der samtpfotige Frechdachs weicht elegant aus und landet auf dem Prog-Regal neben dem artverwandten POMEGRANATE TIGER – und wieder das herausfordernde Miauen. Ehe man sich aufraffen kann, stapft der Kater neugierig weiter in Richtung 80er-KING CRIMSON. Und während man sich im Vorteil wähnt, das Tier in die progressive Ecke drängen zu können, macht der Kater plötzlich einen gewaltigen Satz in Richtung Post-Rock, nur um einen danach wieder gewieft auszutricksen und bei ZOMBI zu landen. Ehe man sich versieht, hat man dank „Silent Earthling“ auch schon die gesamte Wohnung auseinander genommen und sackt völlig K.O. in sich zusammen.

Die hervorragende Produktion verleiht „Silent Earthling“ eine ungeheure Raumpräsenz und lässt den Sound der THREE TRAPPED TIGERS sehr organisch klingen. So beschwören die Briten ihren pulsierenden, hypnotischen und mitreißenden Lärm herauf. Die Synthesizer stehen wieder im Vordergrund, während die Gitarre harmonische Unterstützung liefert und das Schlagzeug mal lässige Grooves spielt, dann wieder nervös die Felle und Kessel zucken lässt. Ständig fliegen einem kreischende und bellende Electronic-Sounds quirlig um die Ohren, es lärmt und quietscht, dass es eine wahre Freude ist. Regelmäßig ebbt die Musik ab und die Briten beginnen, sphärische Klangteppiche zu weben, in denen sie die Hörer sanft auffangen. Dann lassen THREE TRAPPED TIGERS gerne auch mal die Sequencer glühen und ruhige, harmonische Melodien werden von extrem hektischen, chromatischen Linien umwuselt. Und vor allem in der zweiten Hälfte der Platte sieht sich der Hörer gelegentlich mit schrägen, zum Teil verschachtelten Rhythmen konfrontiert, man höre „Hemisphere“.

Bei alledem bewahren sich THREE TRAPPED TIGERS ein außergewöhnliches Gespür für packende, geradezu fanfarenartige Melodien und griffige, vielschichtige Songs, die erstaunlicherweise überhaupt nicht überladen wirken. Dazu herrscht „Silent Earthling“ eine wunderbare, dynamische Balance zwischen nackenbrechender Heaviness, fantasievollen, weitläufigen Klanglandschaften, progressiver Aufgeregtheit und leichtfüßger Tanzbarkeit. Und wenn sich dann die seltenen Background-Vocals sanft und in Form von unscheinbaren „Ooooohs“ und „Aaaaahs“ unter die Melodien legen, etwa bei „Engrams“, ist es endgültig um den Rezensenten geschehen.

THREE TRAPPED TIGERS haben ihren Stil verfeinert und genau die richtigen Änderungen vorgenommen, um ihren Sound weiter in Richtung Perfektion zu treiben. Wie ein knallbunter Paradiesvogel platzen sie in das musikalische Geschehen hinein, um der miesen Laune und der Verdrossenheit einen Tritt in den Allerwertesten zu verpassen. „Silent Earthling“ ist ein Wahnsinns-Trip, von dessen schierer Energie man sich einfach mal anstecken lassen sollte.

28.03.2016

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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