Three Minutes Madness - Disgraceful
Review
Der nördliche Teil Europas ist ja aus musikalischen Gesichtspunkten eher für düsteren Death Metal oder Melodic Death Metal der Göteborger Schule bekannt. Das Skandinavien darüber hinaus noch mehr zu bieten hat, zeigen die Schweden von THREE MINUTES MADNESS mit ihrer Scheibe „Disgraceful“. Die Platte ist zwar schon etwas älter (sie erschien bereits 2010), aber das schadet ihrer Qualität natürlich nicht und ich bin froh, dass sie letztendlich noch den Weg in meinen Player gefunden hat, denn man findet auf ihr feinsten Rock mit reichlich Grunge-Einflüssen, heavy Riffs, melodisch anspruchsvollen Tracks und ausgezeichnetem Gesang, der auf jede Härte verzichtet, aber dadurch nicht weniger authentisch wirkt. Insgesamt also ehrlicher Rocksound, der ohne jeden technischen Schnickschnack wie Synthesizer und Turntabels auskommt und zum exzessiven Mitnicken animiert.
Geht man die Tracks im Einzelnen durch, so muss man sagen, dass das Album beim Anlaufen etwas stottert, denn „Take Me Away“ und „Masterplan“ zünden irgendwie nicht beim ersten Anhören. Die Jungs zeigen zwar, dass sie ihre Instrumente beherrschen und dass Frederik Norman singen kann, aber es fehlt das gewisse Etwas, auch wenn „Masterplan“ gegen Ende hin mit einem knackigen Solo aufwartet und der Gesang einen an das Geröhre eines Kurt Cobain erinnert. Ich weiß, großer Vergleich, aber das war der Hauptgedanke, der mir in den letzten Sekunden des Tracks durch den Kopf ging. Soviel zu den Anlaufschwierigkeiten, die allerdings spätestens bei „Open Eyes“ hinweggewischt sind, denn der Song ist einfach erste Sahne. Ein melodisch wunderbar zusammengestellter Song, bei dem man ab der ersten Sekunde mit wippt und der mit einem exzellent gespielten Solo das Tüpfelchen auf dem I liefert. In den darauffolgenden Tracks geht es dann etwas härter zur Sache, die Riffs werden lauter und fordernder und der Gesang tut sein übliches dazu bei. Dazu immer wieder eingestreute Soli, die das Ganze auflockern und Abwechslung bieten. Als weitere Highlights zu nennen sind „Salvation“ mit einem ausgezeichneten Solo und „Brother“ bei dem etwas leisere Gitarren der akustischen Art zum Einsatz kommen und so richtig schön gegroovet wird. Außerdem sei noch der letzte Track der Scheibe erwähnt, denn „Graceful“ ist ein Song, den man nicht nur einmal anhört.
Insgesamt ist „Disgraceful“ eine gelungene Sache mit einer guten Mischung aus dosierter Härte und reichlich Melodik und macht Spaß, wenn man auf Bands wie SOUNDGARDEN, STONE TEMPLE PILOTS oder ALICE IN CHAINS steht und Verfechter des ehrlichen Rocks mit ordentlichen Grunge-Einflüssen ist. Einziger Kritikpunkt, der zu Punktabzug führt, ist, dass die Songs sich alle recht ähnlich sind und somit wenig an Überraschung zu bieten haben und dadurch einige Titel wie klassische Plattenfüller wirken. Aber die starken Tracks machen diesen Makel wett und somit überwiegt eindeutig das Positive bei „Disgraceful“.