Kann man sich in einem Prog-Album schöner verlieren, als in einem, DIESEM Debütalbum, das „Lost“ heißt? Nein. Die Besetzung der Erschaffer ist hierbei klassisch: Keys/Synths, Gesang, Bass, sage und schreibe eine einzige (!!!) Gitarre und Schlagzeug. Als Einflüsse nennen die Burschen auf ihrer Facebookseite unter anderem OPETH und DREAM THEATER. Das sind große Namen. Und um gleich mal auf die Qualität der Performance Bezug zu nehmen: THOUGHTS FACTORY aus Frankfurt am Main müssen sich im Vergleich zu so manch‘ anderen nicht schämen, diese Bands als Einflüsse in den Mund zu nehmen, besonders da es sich hier um ein Debüt handelt!
„Lost“ beginnt mit einem erstsahnigem „Awakening“ als Intro, welches nicht nur ein gutes Album verspricht. Von Virtuosität, Drama bis Epos ist hier bereits alles vertreten, was uns dieses Album noch zu bieten vermag. Wir begegnen auf diesem Album drei Monstren, die nicht unter Zwölf Minuten laufen und das Album quasi dritteln. Das erste Drittel endet in „The Deep Forest“. THOUGHTS FACTORY gelingt es hier einen tiefen Klangwald darzustellen, doch es bleibt trotz aller Progressivität und Verspieltheit ein Song mit rotem Faden und man hat tatsächlich das Gefühl, musikalisch durch einen Wald begleitet zu werden – Berg auf, Berg ab, schattige Täler und Lichtungen, die immer passend mit den Keys, Gitarren oder Synths untermalt sind. Atmosphäre pur.
Bevor man sich zu sehr im Wald verliert, holzt man ihn dafür gekonnt mit der ersten Minute von „Desperation“ nieder, um sich wieder einen Überblick zu verschaffen. Dieser wird mit einer absolut geilen Gesangsmelodie zelebriert, gleichwohl die Rhythmik weiterhin „verzweifelt“ holzt und hackt wird und einen zum Bangen einlädt.
Die „Voices From Heaven“ sind das zweite Monstrum auf „Lost“, wobei man hier getrost den Songtitel für sich sprechen lassen kann. Der Titel ist Programm und bringt uns nicht nur die Stimmen des Himmels näher, sondern entführt uns mit seinen weiten Melodien auch ein wenig zum genannten Ort, um uns in das traumhaft melodiöse Sumpf-Epos von „The Mire“ fallen zu lassen. Das Schlusslicht des Albums bildet „Death Of A Dream“. Hier haben wir alles, was wir an Dunkelheit im Album vorfinden, noch einmal in beinahe sechzehn Minuten höchst konzentriert – THOUGHTS FACTORY lassen hier einen Traum sterben. Einzig schade finde ich hier die, naja, „Growlpassage“. Sicherlich von der Interpretation so gewollt wie zu vernehmen, aber wie ich finde hätte ein düsterer Sprechgesang seinen Zweck besser erfüllt und dem Sänger besser gestanden.
THOUGHTS FACTORY haben es auf „Lost“ meiner Meinung nach geschafft, in ihrem Genre einen Schritt weiter zu gehen ohne einer Zeitepoche zwanghaft huldigen zu wollen. Es ist melodischer Prog, der ohne Djent-Gedöns auch mal brachial sein kann – wie beispielsweise „No Way Out“. Wer sich immer noch nicht sicher ist, ob einem melodischer Prog so gut gefallen kann: Bülent Ceylan gefällt das Ding sogar so sehr, dass er es als Pausenmusik seiner Tour verwendet.
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