Musikalisch lässt sich „Heimsuchung“ in keinerlei Kategorie unterordnen. Nur eins lässt sich allgemeingültig feststellen: es ist ein schwerverdaulicher Brocken, den die Berliner THORSHAMMER mit diesem Album abliefern. Die Musik wirkt selbst nach etlichen Durchläufen befremdend. Das liegt zum großen Teil an den extrem eigenwilligen Vocals, welche eher einem Röcheln entsprechen als der gängigen Definition von Gesang. Es mag vielleicht beim ersten Hören schaurig und krank klingen. Doch sobald man über den ersten ‚Schreck‘ hinwegkommt, nervt die monotone und völlig unflexible Art des ‚Gesanges‘. Dabei kann die restliche Instrumentierung sich durchaus hören lassen. Es wurde ein Sammelsurium obskurrer Einflüsse zu einem eigenen Stil verwandt. Mal glaube ich, das rhythmische Kalkül MESHUGGAHs zu erkennen. In anderen Momenten, in denen sie Harmonien und kakophone Auswüchse zu einer morbiden Einheit verknüpfen, meine ich die düstere Grundstimmung von NEUROSIS (wenn auch nur im Ansatz) wiederzufinden. Wem das nicht skurril genug sein mag, dem dürfte der häufige Einsatz von Trompeten in Verbindung zu ihrem ‚Noisecore‘ den Rest geben. Dazu kommen noch Klangcollagen, die einen ‚roten Faden‘ auf diesem Album abgeben. Zum lyrischen ‚Faden‘ lässt sich hingegen kaum etwas sagen. Wie auch bei der optischen Darstellung (symbolhafte Kondom-Darstellung als Fotokunst?) dürfte meine Fähigkeit diese zu interpretieren schnell ausgeschöpft sein. Erstaunlich finde ich die klangliche Umsetzung. Eine sehr homogene Produktion, die nicht nur voller Details steckt, sondern bestens geeignet ist um einen eigenen Vibe transponieren. Doch trotz allem, es scheitert am ‚Gesang‘. Dieser ist nicht mit der ‚Geschmacksfrage‘ zu rechtfertigen. Hier wurde meines Erachtens ein zu hoher Preis für die Abkehr vom Diktat gewöhnlicher Musik gezahlt. Schade eigentlich.
ganz unrecht hat JJ. nicht, immerhin handelt es sich nur um eine Vorabpromoauskopplung. Das fertige Album erhielt eine hervoragende Kritik bei http://www.allmusic.com. Die Band spielt am 15. Februar 2002 im Berliner Columbia Fritz mit scram. Carsten
Ein Tip an div. Bands: Versteift euch nicht auf die erzwungene Strangeness, sondern versucht einfach coole Mucke zu machen. Es ist ALLES schon dagewesen, man kann nichts Neues mehr erfinden, ohne daß es einfach zu lächerlich wird. Hat eigentlich schonmal jemand versucht Blähungen mit ’nem Sprachprogramm zu bearbeiten zu chinesischer Tempelmusik mit Sartre-Zitaten im Hintergrund…?