Leute, geht´s noch?
Eine Frage, die mir sofort einfällt, als ich die Spieldauer von THORONDIRs Album „Düsterwald“ lese. 28:02 Minuten! Und wir haben hier wohlgemerkt keine Maxi, EP oder ein Grindcore-Album vor uns, sondern ein „Full-Length“-Album der Spielart Epic Pagan Metal. Das kann doch wohl nicht sein!
Doch ich muss gleich noch weitermeckern. Wie kann man denn bitte bei einer durchschnittlichen Songdauer von drei Minuten von Epic sprechen? Wie soll dabei überhaupt eine epische Atmosphäre entstehen?
Nun, diese Frage kann ich beantworten – sie tut es einfach nicht. Die Songs werden wahllos aneinandergereiht runtergespielt, ohne dass sich irgendwelche Eindrücke langanhaltend in den Gehörgängen breit machen. Die kurze Songdauer lässt tatsächlich nicht zu, dass sich eine Stimmung entwickeln kann. Dabei versuchen die Bayern so ein wenig Bands wie FALKENBACH oder FINSTERFORST nachzueifern, ohne dass es ihnen in Ansätzen gelingt.
Klar stehen THORONDIR noch am Anfang ihrer Karriere, aber auch hier muss man bereits den eindeutigen Missklang zwischen gewünschter Epik und sehr kurzen Songkonstrukten erkennen.
Von der technischen Seite präsentiert sich das Sextett nicht schlecht. Das Rhythmusfundament ist kraftvoll, die Gitarren bringen eingängige Leads ins Spiel und das Keyboard sorgt für folkloristische Anleihen und würde sich auch um die epische Untermalung kümmern, wenn sie sich denn entfalten dürfte.
Der Gesang variiert von Screams über Growls bis hin zu hymnischen Chorälen. Mit dem entsprechenden Songwriting wäre diese gesangliche Vielfalt einiges Wert. Doch im Punkt Songwriting hakt es eben. Da ist viel Nachbesserung nötig, Songs müssen besser ausgearbeitet werden und entweder die Spieldauer erweitert, oder die stilistische Ausrichtung den kurzen Stücken angepasst werden. Einzig der 5-Minuten-Track „Düsterwald“ kann ansatzweise die epische Marschrichtung vermitteln.
Angesichts der starken Veröffentlichungen, die der Epic Pagan Metal in letzter Zeit sah, braucht wohl niemand ein so mangelhaft ausgearbeitetes Werk wie „Düsterwald“.
Ich weiß nicht, warum ich mich überhaupt noch aufrege… Da kommt eine Band daher, die kurze, knackige Songs schreibt und diese technisch überzeugend darbietet und dies noch mit überdurchschnittlicher Spielfreude verbindet – u.a. tolle Leadgitarren mit Wiedererkennungswert – und bekommt dafür 3 Punkte. Ich verstehe es nicht. Wer es mag, wenn zehn Minuten auf einem Riff herumgeritten wird, ist hier sicherlich falsch. Fans von Menhir, Ensiferum & XVI Dark Centuries sind mit "Düsterwald" bestens bedient. Die Kröte, sich wieder unter ihrem Stein verkriechend.