Als ich mir die Kritiken zu THORONDIRs Debüt “Düsterwald” durchgelesen habe, wurde mir schon etwas flau im Magen. Zu kurze Spielzeit, zu wenige gute Ideen und zu allem Überfluss war da von schiefen Leadgitarren zu lesen. Wenn man sich dann die Songs des Debüts anhört, muss man konstatieren, dass die kritisierten Punkte alle zu Recht genannt wurden. Denkbar schlechte Ausgangslage also um sich das neue Album der bayrischen Pagan Metaller anzuhören. Dementsprechend war die Vorfreude auf “Aus jenen Tagen” ziemlich gering.
Allerdings sollte man der Band zugestehen, dass sie sich die Kritiken wohl zu Herzen genommen haben. “Aus jenen Tagen” tönt schon anders als es der Vorgänger noch tat. Die Songs sind insgesamt stimmiger. Die Gitarrenfraktion hat sich hörbar weiterentwickelt und die Kompositionen selbst sind länger angelegt, so dass man den epischen Faktor, der auf dem Debüt aufgrund von zu kurzen Songs, nicht zum Tragen kam, hier aber gut erkennen kann. Auf “Aus jenen Tagen” schaffen THORONDIR zudem noch etwas, was ihnen beim Vorgänger noch völlig abgegangen ist, sie schaffen es Atmosphäre zu erzeugen und das ist in dem Genre, in welchem die Bayern agieren, ja nicht gerade unwichtig. Songs wie “Middsommar” oder “Weltenbaum” hört man den Reifeprozess, den die Band durchläuft durchaus an. Auch die Produktion kann im Großen und Ganzen überzeugen. Die Gitarren kommen schön aggressiv aus den Boxen uns auch das Schlagzeug macht ordentlich Druck.
Die Keyboards hingegen sind noch immer zu schwülstig und kitschig. Das unterminiert den Gesamteindruck dann doch und hinterlässt einen leicht klebrigen Beigeschmack. Die Leadgitarren kommen auf “Aus jenen Tagen” besser auf den Punkt und sind dieses Mal auch stimmig. Bei den Melodien muss man dann aber wieder Abstriche machen. Zu vorhersehbar und zu wenig fesselnd plätschern die meisten Melodien an einem vorbei, ohne Nachhaltigkeit zu bewirken. Auch fehlt den Kompositionen, trotz der durchaus erkennbaren Steigerung im Songwritingbereich, das zwingende Moment, das Szenegrößen wie FALKENBACH, ENSIFERUM oder auch EQUILIBRIUM auszeichnet.
Das ist aber, verglichen mit dem Debüt, gerade noch zu verschmerzen, da man auf dem aktuellen Album erkennen kann, dass die Band an sich gearbeitet hat. An oben genannte Bands kommen THORONDIR nicht heran, dafür fehlt noch ein ganzes Stück. Allerdings haben THORONDIR mit “Aus jenen Tagen” ein Album veröffentlicht, dass die Genrestandards erfüllt und somit deutlich besser als das Debüt gelungen ist.
Kann ich so unterschreiben! Solides Album, aber nicht mehr, es fehlen Ideen und Alleinstellungsmerkmale! Anspieltipps: „Weltenbaum“ und „Rauher Kulm“