Prinzipiell lasse ich mich ja ungern von Labelnamen bei meiner Vorbeurteilung lenken, aber allein ein Blick auf meine bisherigen Reviews und die entsprechenden Bewertungen offenbart, dass eine CD, die das Northern Silence-Logo schmückt, eigentlich nicht so verkehrt sein kann. Manche Leute scheinen wohl doch ein goldenes Händchen zu haben, wenn es um das Auffinden talentierter, junger Bands geht.
Und das ausgerechnet zu dem Zeitpunkt in meiner zarten Schreiberlinglaufbahn, an dem ich endlich mal einen deftigen Verriss schreiben wollte.
Doch da haben mir THORNGOTH, die just ihr erstes Full-Length-Album „Thelema Of Destruction“ auf den Markt warfen, einen gehörigen Strich durch die Rechnung gemacht. Die vier Herren aus dem beschaulichen Bayernstädtchen Bad Tölz liefern modernen, aber dennoch traditionellen, durchaus „schwedisch“ anmutenden Black Metal, der sowohl mit schnellen Blastbeats als auch mit dem im mittleren Tempo gehaltenen, melodischen Liedgut zu überzeugen weiß. Gerade diese Mischung aus Härte und Ruhe, Donner und Dämmerung, ist das, was an „Thelema Of Destruction“ fesselt und gekonnt etwaige Anflüge von Eintönigkeit und gähnender Leere umgeht. Besonders respektabel, wenn man dann nach Ende des letzten Songs feststellt, dass man soeben eine gute Stunde Musik gehört hat – das schaffen nicht viele Kapellen…
Bereits der Opener „Marching Order“ offenbart zwei Dinge: das Album ist zum einen mehr als passend produziert und der sehr klare, aber dennoch irgendwie schmutzige Sound scheint wie geschaffen für das Material. Zum anderen hört man, dass THORNGOTH es vortrefflich verstehen, Aggression und Verwundbarkeit simultan zu vertonen und somit im Stande sind, eine kalte, aber dennoch menschliche Atmosphäre zu kreieren.
Kein Wunder also, dass sowohl das rotzig und unverfroren tönende „Purgatory“, als auch das darauf folgende, majestätische „Requiem Aeternum“ den Hörer tief in seinen Bann ziehen kann. Besonders zuletzt erwähnter Song ist in meinen Augen der Diamant des Werkes, da fast schon sanfte, melancholische Klänge gepaart werden mit wahrlich gefühlskalten Passagen und man so gewissermaßen in einem akustischen Wechselbad der Emotionen gewogen wird. Ferner kann ich mich dem Zauber der lateinischen Worte, die immer einer ureigenen Sprachmelodie folgen, einfach nicht entziehen.
Neben Englisch und Latein hat auch ein in deutschen Worten verfasstes Stück den Weg auf das Album gefunden. „Der Übergang“, der titelkonform die Mitte von „Thelema Of Destruction“ markiert, blitzt mit bedachtsamen Mid-Tempo und einer ausgewogenen Variation im Kreischgewand hervor. An dieser Stelle sei dann auch eine der wenigen Schwachstellen des THORNGOTH’schen Debüts zu nennen. Der keifige Kreischgesang ist zwar durchaus ordentlich und passend, ist auf Dauer jedoch nur wenig abwechslungsreich – vielleicht hätten ein paar klare Passagen, narkotisches Geflüster oder sonstige Modifikationen für mehr Variabilität gesorgt. Aber was nicht ist, kann ja bekanntlich noch werden und wenn man bereits in diesem frühen Stadium der Bandgeschichte mit solch einer beachtlichen Professionalität zu Werke geht, kann es mit den bayrischen Bengeln eigentlich nur bergauf gehen.
Auch wenn THORNGOTH mit ihrer ersten großen Veröffentlichung keine schwarzmetallische Reform starten werden, sei ihre Musik doch allen nahegelegt, die sich zu traditionell-geprägtem, aber dennoch zeitgemäßem Black Metal hingezogen fühlen, der neben purer Raserei auch eingängig melodische Klänge und Ruhe in der auditiven Gestalt zulässt.
sehr ordentliches debüt-album, das auch schon überlänge hat und nie langweilig klingt. die produktion ist angemessen "sauber", das artwork passt genau zur musik. für mich haben sie damit zB TSJUDER schon überholt und nähern sich langsam der MARDUK-klasse. weiter so!