Fand ihr Demo „Sigillum“ auf unseren Seiten noch keinen Beifall, konnten sich die Black Metaller THORNGOTH mit ihrem Debütalbum „Thelema Of Destruction“ deutlich steigern und berechtigterweise lobende Worte ernten. Anderthalb Jahre sind seitdem vergangen, und nun haben die Bayern mit „Rauhnacht“ ihr zweites Werk am Start, das die logische Fortsetzung von „T.O.D.“ darstellt. Wie zuvor, steht das Quartett aus Bad Tölz für Black Metal, der roh und dennoch bisweilen melodisch daherkommt und den Blick gen Skandinavien nicht scheut. Das bedeutet, dass THORNGOTH nicht so sehr den Fokus auf pure Raserei setzen, sondern durchaus das Tempo in den Songs geschickt variieren und ein gutes Gespür für feine Gitarrenharmonien und Zwischentöne haben, ohne aber Keyboards dafür einzusetzen.
Zunächst fällt aber der irgendwie merkwürdige Sound auf: „Rauhnacht“ tönt verdammt leise, bassarm und gepresst durch die Boxen. Allerdings offenbart sich bald der Charme des Sounds, denn die acht Stücke stecken in einem Klanggewand, das ursprünglich ist und dabei alle technischen Neuerungen außen vor lässt – allen voran steril böllernde und totgetriggerte Drums, die ja heute im Black Metal kaum noch wegzudenken sind. Somit lässt sich dieser Umstand mit einem beherzten Dreh am Lautstärkeregler der Anlage beheben, um die Kälte der „Rauhnacht“ ins heimische Wohnzimmer fegen zu lassen. Und die Platte besteht ja nun keineswegs nur aus Klang, sondern aus durchdachten Songs.
Fängt das eröffnende „Curse Them“ noch mit sattem Geblaste an und lässt damit den frostigen Nordwind ins Alpenvorland, so lässt das ziemlich geniale Gitarrenlead in der Mitte des Stücks aufhorchen: Hier sind Musiker am Werk, die wissen, wie man Songs variabel gestaltet und somit Eintönigkeit geschickt umschifft. Und so wartet das nachfolgende „Kill For Paradise“ im rechten Moment mit auflockernden Breaks auf, bevor die Tragfähigkeit des brachialen Eingangsriffn allzu überstrapaziert wird. „Schiachperchten“ wiederum steht in bester Tradition zu Black Metal made in Sweden, ohne dabei zu sehr in Richtung einer bestimmten Band zu schielen. Die beiden überlangen Stücke „Der Wanderer“ und „Nihilistic Visions“ variieren dagegen nicht nur geschickt das Tempo, sondern warten darüber hinaus mit größer angelegten Spannungsbögen und vielfältigen Harmonien auf. Dabei sind die Tracks konsequent aufgebaut und mit einer für die Länge der Stücke bemerkenswerten Stringenz. An dieser Stelle müssen auch die Texte hervorgehoben werden, die äußerst gelungen sind und in Teilen die Dramatik vorgeben: So verwundert es nicht, wenn das abschließende „Still, von Ewigkeit“ überraschend schnell ausklingt, so als ob das letzte Kapitel in die Zukunft verschoben wird.
Es bleibt also spannend, wohin THORNGOTH als nächstes steuern werden. Bislang haben die Bayern alles selbst gemacht, und mit „Rauhnacht“ haben sie zudem wieder alles richtig gemacht: Es ist ein gelungenes Stück Schwarzmetall, das genauso frostig inszeniert ist, wie es komplette und gelungene Stücke enthält. Es schimmert zu jeder Zeit durch, dass hier Musiker am Werk sind, die immer mehr ihrer eigenen Vision vom Black Metal folgen.
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