Thorngoth - Leere

Review

„Rauhnacht“ dürfte die entscheidende Veröffentlichung in der Geschichte von THORNGOTH sein. Schließlich gelang ihnen mit ihrem zweiten Werk etwas, das in diesen Tagen schwer zu erreichen ist: Beinahe durchgehend positive Kritiken seitens der Presse und ein nicht unerheblicher Zuspruch der Black-Metal-Hörerschaft. „Leere“, nunmehr Album numero drei, wird wohl oder übel die Richtung vorgeben, in welche THORNGOTH sich entwickeln, denn nicht selten passiert es einer Band, dass sie nach einem hervorragenden und gut aufgenommenen Werk ein Plagiat der eigenen Aufnahmen veröffentlicht und damit sang und klanglos wieder in den Untiefen des Underground verschwindet.

So weit wird es mit den Bad Tölzern sicher nicht kommen, denn wer bereits den Entwicklungsschritt von „Thelema Of Destruction“ zu „Rauhnacht“ verfolgt hat, weiß, dass da eine ganze Menge Potenzial drinsteckt. So ist es kaum überraschend, dass „Leere“ ein hervorragendes Album geworden ist, das THORNGOTH wieder einmal typisch und doch wieder anders präsentiert. Der Einfluss aus schwedischer Raserei und prägnanten, wundervollen Leadgitarren ist geblieben, doch darüberhinaus sind THORNGOTH detailreicher und vielschichtiger geworden. Bereits bei oberflächlicher Betrachtung ist „Leere“ ein gutes Werk, doch nach einigen Durchgängen erschließt sich die wunderbare Welt der verschiedensten Ideen. Es wird nicht nur verstärkt und kein Stück störend auf Synthie-Klänge gesetzt, nein, auch im Ansatz klarer Gesang findet wie in „Leere VI“ einen seltenen Einsatz. Ansonsten sind es eben jene Gitarren die einen immer wieder vor Augen führen, mit welcher Kreativität das Quintett gesegnet ist: Ergreifende Melodien, dramatische Riffs oder auch kalt surrende Gitarren bestimmten das Klangbild des Albums. Dass man nicht immer rasant zu Werke gehen muss, zeigen THORNGOTH auch immer wieder, so z.B. in „Leere V“, das sich machtvoll in gesittetem Tempo ins Ohr frisst und sich schnell zum düsteren Höhepunkt des Album steigert.

„Leere“ ist also musikalisch alles andere als leer, sondern beweist, wie Abwechslung und Detailreichtum zu einer starken Einheit verschmelzen können, bei der ein Weghören kaum zu rechtfertigen ist. Aufmerksames Hören ist an dieser Stelle von Vorteil: Selbst wenn „Leere“ oberflächlich einen sehr guten Eindruck hinterlässt, braucht es seine Zeit, um zu voller Größe empor zu wachsen. Verdammt starkes Album einer Truppe, die weit mehr Anerkennung verdient, als das bisher der Fall ist.

20.06.2010

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