Thormesis - Von Leere Und Tod

Review

Irgendwo habe ich sowas schon mal gesehen und gehört. Eine undergroundige und höchstens Insidern bekannte Pagan/Black Metal-Band fängt an, ein paar ziemlich massenkompatible Elemente in ihre Musik mit einzubeziehen. Gröliger und selbstverständlich etwas windschiefer Klargesang muss dazukommen, düdelige Leadgitarren, überschaubare Songstrukturen, griffige Riffs, ein bisschen Humppa. Die Produktion muss man mit schön vielen technischen Hilfsmitteln aufpumpen, bis möglichst alles, was noch natürlich klingt, im Hintergrund verschwunden ist. Und dann sucht man sich ein großes Label und gibt so richtig Gas.

Bin ich da der Einzige, der ein bisschen verwundert die Augenbrauen zusammenzieht und sich verflucht an VARG erinnert fühlt, denen ja auch wirklich nichts heilig war, das sie auf ihrem Weg zum Kiddieheidenliebling aufhalten konnte? Glücklicherweise hängen THORMESIS (vermutlich) nicht mit der Nazielite der Hauptstadt ab, und ihre Musik ist auch ein klein wenig gelungener.
„Von Leere und Tod“ hat etwas mehr von klassisch nordischem Black Metal, ist streckenweise ein bisschen düsterer und insgesamt auch nicht ganz so offensichtlich auf gewollten Erfolg getrimmt. Der Opener „Sterbend Herz“ hat beispielsweise direkt Eier und neben einem schwülstigen Refrain auch das eine oder andere gelungene Riff zu bieten. Danach schleichen sich zu schnell Doppelungen ein, einfallslose und altbekannte Standardriffs werden verwurstet („Des Wolfes letzter Gang“), Strukturen werden gnadenlos bis auf acht oder neun Minuten ausgedehnt und albern wirkende Punk-Querverweise („Vom Leben gezeichnet“) eingesetzt. Hier und da kommt schmissiges ONKELZ-Feeling auf, das zu dem Pandalook der Band nicht so recht passen mag. Darüber hinaus haben THORMESIS außer Pagan Metal-Stangenware nichts Unterhaltsames zu bieten, außer vielleicht den fast in Metalcore-Bereiche tendierenden Schreigesang.

Die ganze Platte ist schon nach den ersten Minuten spektakulär unspannend und deshalb mit über 54 Minuten Spielzeit auch viel zu lang, zudem das schließende GRABFELD-Cover mir zweckfrei erscheint. Im Übrigen: GRABFELD? Das hat man sich vermutlich als THORMESIS-Nebenprojekt vorzustellen, das wie eine Mischung aus THORMESIS und schlechten MENHIR klingt und bei Youtube zu hören ist. Ich hoffe nicht, um mal ein bisschen weiterzudenken, dass GRABFELD die nächsten THORMESIS sein werden, denn dann weiß ich gar nicht mehr, wo das alles enden soll.

13.06.2012
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