Tholus - Constant

Review

Bereits in den frühen Neunzigern begannen die Amis von THOLUS zu lärmen, auch damals war man schon ordentlich technisch unterwegs, gönnte sich dann eine mehrjährige Auszeit, bevor man sich 2004 wieder neu formierte und anno 2007 endlich das Debütalbum „Constant“ folgen lässt. Schon bei der Bezeichnung „Technical Death Metal“, und erst recht beim Blick auf das Line-Up verhärtete sich mein musikalischer Ständer extrem: der Bandkopf, Drummer und Vokalist in einer Person, namentlich Dave Murray (nein, nicht der MAIDEN-Klampfer…) schart beachtliche zehn Mitmusiker um sich. Neben zwei Rhythmusklampfen, einer Lead-Gitarre, einem Bass gibt es auf „Constant“ noch eine Lead Jazz Bass, einen Lead Metal Bass, Akustikgitarren sowie Sample- und Scream-Verantwortliche zu vermelden. Doch nach Genuss von „Constant“ musste ich eine leichte Erschlaffung des musikalischen Ständers feststellen.
Im folgenden nun die Chronologie des Erschlaffens:

THOLUS agieren durchgängig auf einem erschreckend hohem musikalischen Niveau. Wie bei allen Brutalo-Frickel-Combos stellt sich auch bei THOLUS die Frage, inwieweit sie es schaffen, dass die eigene Virtuosität nicht zum Selbstzweck gerät. Eine gewisse Eingängigkeit ist auch bei solch komplexer Musik von Nöten; eine rohe Aneinaderreihung von technischen Kabinettsstücken mag einstweilen faszinieren, wenn es aber zu Lasten der Nachvollziehbarkeit geht, dann werden solche Bands nur noch von ambitionierten Musikern und Mathematikern gehört.
THOLUS drängen zunächst auch in diese Ecke, vor allem gegen Ende der CD kriegen die Amis noch die Kurve und hinterlassen nichts als rauchende Ohren und heulende Hobbymusiker. Denn was THOLUS rein musikalisch hier abliefern ist phänomenal und steht locker auf einer Stufe mit Veteranen wie CYNIC oder ATHEIST. Die Gitarristen geben sich in den Solo-Passagen keine Blöße, virtuos und experimentell quäkt der Jazz-Bass neben der „normalen“ Bass-Arbeit daher (hört euch „Speculum Of The New Race“ an!), immer wieder schießt einem der Name Roger Patterson durch den Schädel. Das Sahnehäubchen bildet das unmenschliche Drumming von Dave Murray: Beeindruckend einfallsreich, technisch erhaben, streckenweise jazzig (unglaublich vertrackt beim Ende von „Staring Black“). Doch gerade die Drums bremsen die Songs etwas aus und stören den Songfluss empfindlich. Gerade in der ersten Hälfte von „Constant“ nehmen die Songs sehr schwer Fahrt auf: einige Breaks, Tempo- und Rhythmuswechsel weniger hätten den Songs streckenweise doch ganz gut getan. So faszinierend die untypischen Songstrukturen auch sind, umso schwieriger und anstrengender sind sie.
Geschwindigkeit und Hyper-Blasts sind garantiert nicht alles bei technisch-orientiertem Geprügel, aber wenn man ,wie bei den ersten fünf Songs geschehen, fast keinen einzigen Blast-Beat einschiebt, ist das auch ein Grund, warum die Songs schwer Fahrt aufnehmen. Das sie es anders können, beweisen THOLUS dann im folgenden: „Involuntary“ beginnt als Inferno, wird dann vertrackt langsamer, um dann wieder anzuziehen und alles restlos in Schutt und Asche zu legen. Killer! Beim instrumentalen Titeltrack werden die düsteren Samples nur durch monoton-stampfende Gitarren unterbrochen.

THOLUS sind nicht so abgedreht und Grind-lastig wie die Sickos von PSYOPUS, nicht so temporeich wie die Frickel-Götter von CRYPTOPSY, nicht so eingängig wie DEATH, nicht so düster wie NILE, nicht so aggressiv wie CANNIBAL CORPSE – sind aber vom technischen Anspruchsdenken und der musikalischen Ausrichtung durchaus vergleichbar.
THOLUS können nicht ausnahmslos punkten, laden aber jederzeit zum aufmerksamen und befriedigendem Hörgenuss ein. Kurz gesagt: Wer bei NECROPHAGIST so richtig geil wird, ist hier an der richtigen Adresse!

Was bleibt als Fazit? Alleine wegen der instrumentale Leistung auf „Constant“ bin ich gewillt eine hohe Benotung zu zücken, muss den Songs aber auch rudimentär mangelnde Zielstrebigkeit zugestehen. Gibt unterm Strich ne sehr starke 7, auch auf die Gefahr hin, dass ich mich, nachdem ich das Album komplett verstanden habe, grün und blau ärgern werde.

Anspieltipps: „Involuntary“, „Staring Black“ und „Ripe For The Killing“.

14.05.2007
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