This Town Needs Guns - 13.0.0.0.0
Patrick Olbrich
Die Stadt braucht also Gewehre, und diese arbeitet im Mathrock-Sektor. Meine Vorstellung baut sich relativ schnell zusammen, denn irgendwas suggeriert mir der Bandname. Locker flockig von der Hand, hämmernder Go-On-Rock mit Whiskeystimme und vielleicht ein paar extravaganten Riffs und besonderer Atmosphäre. Doch viel falscher hätte man kaum liegen können. Mathe und Oxford, der Herkunftsort des Trios um Sänger Henry Tremain und die beiden Brüder Tim und Chris Collis, liegen hinsichtlich der international bekannten Universität wohl gar nicht so weit auseinander, doch THIS TOWN NEEDS GUNS fokussiert sich keineswegs selbstzweckmäßig auf ausufernde Riffketten und verspieltem Gefrickel. Im Vordergrund steht die Atmosphäre, und zwar vollends.
In der Tat sind in dem Fall des britischen Trios die entsprechenden Promoinformationen nicht völlig aus der Luft gegriffen, spricht man doch vom gelungenen Drahtseilakt zwischen Popmelodie und technischer Präzision. Genau an dieser Stelle kann man als Hörer oder Rezensent lobend einscheren, denn dieser so genannte Drahtseilakt verfügt zusätzlich noch über einen krassen Seiltänzer mit dem Namen Atmosphäre. “13.0.0.0.0“, im Übrigen das zweite Album der Engländer, wird zu keiner Zeit aggressiv, überdynamisch oder gar wahnsinnig tanzbar. Viel mehr stellt die komplette Platte eine verträumte Wolkenreise über stimmungsvolle Plätze der Erde dar, die Tremain mit seiner wunderbar seichten Stimme säuselnd besingt.
Die anspruchsvollen Riffs und Hooklines verschwimmen in der Tat im Gesamtbild, das sich letztlich vollends aus einem Guss zeigt. THIS TOWN NEEDS GUNS offenbaren keine Höhen, keine Tiefen, nichts zum Selbstzweck. Mathrock vermittelt immer wieder die Attribute Herzlosigkeit, Seelenfutter verpackt im dicken Plastikmantel und Musiker, die sich auf ihre Fähigkeiten die Cojones schwellen lassen. Doch “13.0.0.0.0“ stellt etwas völlig Gegenteiliges dar, dem sich auch konventionelle Songstrukturen keinesfalls unterstellen. Diese sind sowohl als Fahrstuhlmusik als auch für die dicken Kopfhörer zuhause geeignet.
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