Third Ion - Biolith

Review

Mit dem Wechsel am Mikrofon haben THIRD ION vor nicht allzu langer Zeit ein wenig auf sich aufmerksam machen können: Tyler Gilbert hat die Band verlassen, um sich wieder auf seine Solo-Karriere konzentrieren zu können. Gekommen ist kein geringerer als Dave Padden, seines Zeichens ehemalige ANNIHILATOR-Stimme. Und nur ein Jahr nach „13/8bit“ folgt nun „Biolith“, das zweite Album dieser kanadischen Band um den ehemaligen INTO ETERNITY-Saitenschrubber Justin Bender. Wie klingen THIRD ION nun mit neuem Sänger?

Das Nerdige wird nerdiger…

Der Titeltrack „Biolith“ scheint eine Retro-2D-Shoot-‚em-Up-Thematik zu verfolgen, wie auch die Lyrics des Songs sowie das ausführliche Cover-Artwork zu implizieren scheinen (siehe unten). Ein Album über Video-Spiele – das klingt ja eher nach einer Band, die nerdigen Party-Metal macht oder zumindest Musik, die alles andere als technisch, kalt und progressiv ist.

In gewisser Hinsicht liefern THIRD ION auch genau das: „Biolith“ ist verglichen mit dem unterkühlten Vorgänger ausgelassener, geradezu euphorisch ausgefallen. Und das liegt vor allem an Padden, der dem Sound der Kanadier mit seinem Gesang das Bisschen Wärme verpasst hat, das dem Vorgänger gefehlt hat und „Biolith“ in der Folge etwas zugänglicher macht. Zugänglicher heißt in diesem Falle aber nicht unbedingt eingängiger, denn die Musik ist teilweise sogar noch abgefahrener und komplexer geworden.

Gleich das eröffnende „State Of Flux“ macht diese beiden Änderungen mehr als deutlich. Justin Bender eröffnet den Track mit wildem Gefrickel, mit dem er schon mal die versammelte Schlagergemeinde aus dem Dorf jagt. Fließend geht der Song dann wunderbar harmonisch in einen Jazz-artigen Part über, in welchem Padden erstmalig seine Stimme erhebt und zeigt, dass er definitiv die richtige Wahl für das Album gewesen ist. Nicht, dass Gilberts Leistung auf „13/8bit“ schlecht war, aber Padden klingt einfach noch mal kräftiger, energischer, mitreißender und lässt deutlich mehr Soul in seine Stimme einfließen.

THIRD ION haben wahrhaftig einen „Biolith“ geschaffen

Den Albumtitel hätten THIRD ION kaum besser wählen können: „Biolith“ – zusammengesetzt aus den altgriechischen Worten bíos (Leben) und líthos (Stein, Fels) – ist wie ein lebendiger Monolith zu verstehen. Einerseits wahnsinnig sperrig – das ist noch Prog Metal, bei dem man als Hörer richtig was leisten muss, um da durchzusteigen. Krumme Takte, technisches Riffing, abgefahrene Breaks, alles da. Und doch ist es Musik, hörbar. Wichtiger noch: Wie eingangs erwähnt klingt das Album wärmer, zugänglicher, lebendiger eben.

Kalte, technische Frickel-Parts werden regelmäßig durch rockende oder sphärische, von Synthesizern, wahlweise auch Mellotron getragene Passagen aufgelöst, die man als erholsame Inseln verstehen kann. THIRD ION haben wieder einmal die perfekte Balance gefunden zwischen Technik und Atmosphäre. Mit „Illogical“ haben sie sogar ihren bislang eingängigsten Song geschaffen, den man auch als nicht-Prog-Hörer problemlos mitpfeiffen kann.

Kleiner Kratzer, großes Album

Eine Sache gibt es allerdings, die mich ein wenig stutzig macht. So um die 6:38-Marke beim Titeltrack herum setzt der Sound kurz aus. Das passiert im Rahmen eines Breaks, ist vielleicht also beabsichtigt. Dennoch stolpere ich ständig über diese Stelle, weil sie so prägnant hervor sticht und einfach nicht schön ist. Die Produktion ist vielleicht auch noch Geschmackssache. Anfänglich tat ich mich etwas schwer mit dem Gitarren- und Drum-Sound, beides kommt etwas weniger kantig rüber als auf dem Debüt. Aber eigentlich komplementieren sich Gesang, Schlagzeug und Gitarre ganz gut. Ist einfach Gewöhnungssache. Schön dagegen ist, dass der Bass deutlich präsenter ist, ohne den Sound zu überlagern.

Schlussendlich begeistern „Biolith“ mit klassischem Prog Metal, wie ihn etwa FATES WARNING in ihrer Prä-Ray-Alder-Phase gespielt haben. So ein bisschen die Richtung ARCH/MATHEOS, vielleicht auch etwas CONFESSOR, nur eben kompakter, hymnischer, Synthesizer-lastiger und mit einem überragenden Dave Padden am Mikrofon, der ohne Falsett-Geknödel auskommt. Atmosphäre und Technik halten sich die Waage, sind noch ausgefeilter als auf dem Debüt. THIRD ION haben ein hervorragendes Album geschaffen für all jene, die mit dem neuzeitlichen Prog Metal unterfordert sind und nicht weniger als einen würdigen Nachfolger von „13/8bit“ hören wollen.

Third Ion Artwork

Third Ion – Biolith (Artwork)

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16.07.2016

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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2 Kommentare zu Third Ion - Biolith

  1. Buddy S sagt:

    Nun gleich eins vorweg, ich erkenne ihr Können an und objektiv betrachtet könnte ich der Band sicherlich auch die hier vergebenen 9 von 10 Punkten geben, ABER ich kann es nicht objektiv bewerten. Mehr als 6 Punkte sind aus meiner persönlichen Sicht nach einem einmaligen Hördurchgang noch nicht drin. Das liegt garaniert an der sehr vertrackten Progstruktur die die Jungs auffahren, wodurch sich natürlich kein einziger Song überdeutlich sofort in den Gehörgang fressen will. Der Sängerwechsel wäre mir nie im Leben aufgefallen, wenn man es hier nicht beschreiben würde. „Status undetermined“ kann ich nicht mal ansatzweise was abgewinnen und Songs wie „Cosmic Delusion“ oder „Lesson Burned“ schwächeln aus meiner Sicht sogar gegenüber dem restlichen Material, welches ich sonst als sehr solide betrachte. Vielleicht benötigt es noch weitere Hördurchgänge um dann auch irgendwann subjektiv auf die 9 Punkte zu gelangen.

    6/10
  2. cL0NcK sagt:

    Braucht ein paar Umdrehungen(wie so vieles im Prog), geht dann aber wirklich gut rein. Dave Padden als Sänger gefällt mir nochmal 20% besser als der alte und die Songs sind klasse.

    9/10