Dylan Neal hat wieder zugeschlagen, sogar gleich zweimal dieses Jahr: Chefredakteur Wolfsbrunn hat der Split „EP0: Cicatrix / Diamond Brush“ mit den früheren Brötchengebern des Amerikaners BOTANIST attestiert, nicht mit dem neuen Album „The 16 Deaths of My Master“ mithalten zu können. Dass das nicht sonderlich schwer ist liegt leider weniger an der Qualität des neuen Werkes, sondern wahrscheinlich daran tatsächlich für seine Nebenprojekte auch tendenziell eher B-Ware zu verwenden. War das Problem auf dem Vorgänger „Maps Of Lost Keys“ noch ein wenig der zwingende rote Faden und die Zerstreutheit oder Beliebigkeit der Kompositionen teilweise, ist mittlerweile durchaus so etwas wie ein eigener Stil und Faden bei THIEF auf Albenlänge angekommen. Das sieht man alleine schon an der Konzeption, die sich an fernöstlichen Mystiken und dem persönlichen Zen-Umfeld von Neal, aber auch wieder allerhand Philosophie, persönlichen Dämonen, musikalischen Vorbildern und vielem anderem mehr orientiert und quasi über die Songs auf „The 16 Deaths Of My Master“ „meditiert“.
THIEF meditieren…
Von Meditation ist man rein stimmungsmäßig hier eigentlich weit entfernt. Schon der flotte Opener „Underking“ mit düsteren Elektrovibes und Neals Gesangsstimme hat eher Club- oder Radioqualitäten. Auch der Großteil der folgenden Songs auf „The 16 Deaths Of My Master“ bleiben im eingängigen, leicht konsumierbaren Format, mal gitarrenlastiger ausgelegt („Night Spikes“, „Fire In The Land Of Endless Rain“), mal mit femininer Unterstützung am Gesang („Apple Eaters“) oder harschen Elektroausbrüchen („Victim Stage Left“, „Gorelord“) . Teilweise hat der Sound etwas von den ebenfalls sich mittlerweile deutlich metallischer bzw. rockiger gebenden Elektro-Künstlern wie CARPENTER’S BRUT oder PERTUBATOR auf aktuelleren Veröffentlichungen. Alleine, das Level erreicht Neal hier noch nicht. Manchmal geht der Blick zurück zur selbsterklärten Synthese von Elektronik und religiöser Musik, die sich Neal noch auf den Vorgängern auf die Fahnen geschrieben hatte, sogar inklusive unerwartetem deutschen Samplepart („Teenage Satanist“, „Scorpion Mother“).
… was „The 16 Deaths Of My Master“ aber nicht erleuchtet
Selbsterklärtes Ziel war es, auf „The 16 Deaths Of My Master“ einen höheren Bezug zu realen Instrumenten im Mix zu haben (unter anderem Cembalo, Streicher und Orgel, also nix mehr mit ausschliesslich Synthese-Orchester), eingängiger und auch abwechslungsreicher zu werden. Die ersten beiden Punkte können als erfüllt und geglückt betrachtet werden, der letzte oberflächlich betrachtet auch. Problematisch für „The 16 Deaths Of My Master“ ist vielmehr, dass die einzelnen Songs selbst deutlich uninteressanter und weniger packend daher kommen, als es noch die teilweise misslungenen, aber wesentlich spannenderen, da besser ausgespielten, Experimente auf „Map Of Lost Keys“ tun.
Auch wenn die Songs teilweise Anthologie-Charakter haben, sowohl textlich als auch konzeptionell und musikalisch, sind sie hier doch strukturell und auch musikalisch aus sehr ähnlichem Holz geschnitzt. Trotz also eigentlich mehr Abwechslung (Songs wie „Teenage Satanist“ und auch „Underking“ oder „Gorelord“ wechseln traumwandlerisch zwischen Pop-Appeal und religiöser Ehrfurcht oder auch elektronischem Club-Feel) sind die Songs trotzdem seltsam wenig einnehmend und spannend geraten.
Bald aus dem Samsara ins Nirvana?
Einen Song vom Vorgänger wie „Desert Djinn“, „Holy Regicide“, „Spiritbox“ oder „Spirit Archery“ sucht man hier vergebens. Vieles klingt hier leider trotz durchaus vorhandener Brillanz ein klein wenig auf Nummer Sicher und somit leider auch ein wenig beliebig. Also auf der einen Seite gewonnen, auf der anderen verloren. THIEF sind immer noch ein Projekt mit Weitblick, Potential und Kreativität, wo noch irgendwie das verbindende Element fehlt, zumindest dem Rezensent.
Grundsätzlich sind weder Sound noch Komposition schlecht, dazu ist Neal mittlerweile ein viel zu versierter Songwriter geworden, aber es fehlt schlicht noch die Brillanz und Grandiosität, die neues Logo nebst dem beeindruckenden Cover andeuten. Dazu wird hier zu sehr nach Standard verfahren, was bei einem Album, das die Stunde voll macht nun wahrlich nicht sein müsste. Platz zum Ausprobieren und für Entwicklungen ist schließlich genug vorhanden.
Mir gefällt’s. Mit dem Genre kenne ich mich zu wenig aus, um da ’ne fundierte Meinung zu haben, Vergleiche usw. Ist aber auch nicht wichtig. Gefällt oder nicht, wieso oder auch nicht.. who cares? 😉