In den Achtzigern waren es noch Lederjacken, verwegener Look und schwarze Kriegsbemalung; in den Neunzigern kamen Corpsepaint und mittelalterliche Accessoires hinzu. Nach einer schlimmen Phase in den Nullern, in der Lack, Leder und Netzhemden die Black-Metal-Fashion-Trends dominierten, waren es in den 2010er-Jahren hingegen Kapuzen und dunkle Strumpfmasken. In den 2020ern greift nun offenbar eine neue Mode um sich, um als Black-Metal-Band Mystik und Anonymität zu zelebrieren: Imker-Outfits mit auf den Kopf gesetzten Bienenkörben. Neben dem GRAVPEL-Ableger VIGLJOS betrifft das auch die ukrainische Band THEY CAME FROM VISIONS, deren Debüt “Cloak Of Darkness, Dagger Of Night” 2020 noch im Eigenverlag erschien.
“The Twilight Robes” machen Lust auf mehr
Nun erscheint das zweite Album “The Twilight Robes” über Eisenwald und befindet sich dort in bester Gesellschaft. THEY CAME FROM VISIONS spielen getragenen Black Metal, der die Akzente auf Melodie und Atmosphäre legt und mit dieser Intention keine schlechte Figur macht. Ungeachtet der gewöhnungsbedürftigen Bandklamotten ist “The Twilight Robes” ein souveränes Black-Metal-Album, dem lediglich ein wenig die ganz große kompositorische Genialität abgeht.
Dennoch weist die in ein hübsches Cover gekleidete Platte nur wenige Längen auf und hat mit dem abschließenden Titelstück noch einen ungeahnt ruppigen Kracher im Gepäck, der zeigt, dass THEY CAME FROM VISIONS ihr Handwerk beherrschen und ihr Potential in Zukunft noch ausschöpfen werden. Wer seinen Black Metal sowieso gern mit mittelalterlich-folkloristischem Anstrich mag, könnte hier einen angenehm ungeschliffenen Rohdiamanten entdecken, der künftig noch viel heller scheinen dürfte.
THEY CAME FROM VISIONS kennen sich mit Horror aus
Interessant ist in Anbetracht aktueller Zustände natürlich die Entstehungsgeschichte von “The Twilight Robes”. THEY CAME FROM VISIONS machen keinen Hehl daraus, dass der Krieg, der ihr Land überfallen hat, ihre musikalische Arbeit erheblich prägt. So ist das Album ausschließlich zu Hause oder im Proberaum aufgenommen wurden. Darüber hinaus nahm der Krieg inhaltlichen Einfluss auf das Album, denn wie die Band selbst sagt: “Die Welt ist aktuell nicht weniger grausam oder gewalttätig, als sie es im Mittelalter war.”
Wenn der BM eher einen hochtönigen Sound aufsetzt, bin ich meistens schon früh raus, das geht mir auch hier so. Finde mich da eher im räudig, analogen Transilvanian Hunger Lager wieder. Dennoch hat das was die Band hier anbietet unverkennbar Klasse, Atmosphäre und sogar Abwechslung und sollte daher von allen Imker Liebhabern abgecheckt werden.
Cooles Teil. Hat seinen eigenen Charme, auch was den DIY – Sound angeht, der hier mMn gut passt. Mag diesen folk-touch mit dem Klargesang und clean guitars zwischendrin.. passt auch zur mittelalterlichen Thematik, welche auch das Artwork gut unterstreicht.
Knappe Acht sind drin.