Thessera - Fooled Eyes

Review

Über das kleine, aber feine amerikanische Progrock-Label schwappt das Debütalbum der Brasilianer THESSERA über den großen Teich. Und war Brasilien bislang lediglich mit SEPULTURA, KRISIUN oder ANGRA auf der internationalen Metal-Landkarte vertreten, schicken sich die jungen Musiker von THESSERA an, das Land des Samba auch fest auf der Prog-Landkarte zu verankern. Erstaunlich versiert und ambitioniert, was die sechs jungen Musiker auf ihrem Debütwerk abliefern.

„Fooled Eyes“ liefert über eine Stunde lang Prog-Metal vom feinsten, der keine Vergleiche zu den Genregrößen wie DREAM THEATER, QUEENSRYCHE oder PAIN OF SALVATION scheuen muss. Zum klassischen Prog der gerade genannten Bands, gesellen sich noch Jazz-Einflüsse („Broken Psych“) sowie Einflüsse aus der Klassik, dem Fusion, dem Blues und aus dem Bereich der südamerikanischen Folklore, gerade im Bereich der Rhythmik.
Sämtliche Einflüsse werden nicht chaotisch miteinander verwoben, sie sind in schlüssiges und nachvollziehbarer Songwriting eingepackt und bieten gerade mit den südamerikanischen Einflüssen einige „andere“ Eindrücke für das geübte Komplexmusikversteherohr.
Stimmig arrangierte Songs, saubere Übergänge, exzellente Musiker – Prog-Ohr, was willst du mehr?
Auch der Knackpunkt einiger Prog-Combos, der Gesang, ist hier sehr gelungen: Marcelo Quina orientiert sich von der Betonung an James La Brie, seine Stimme klingt im Vergleich etwas dunkler und hat durchaus seinen eigenen Charakter.

Abgerundet wird diese reife musikalische Leistung durch ein tolles Artwork. Dieses ist eng mit der Konzeptstory von „Fooled Eyes“ verwoben, die hier natürlich nicht unerwähnt bleiben soll. Die Story in groben Zügen: Andrew, die Hauptperson, hat eine neue Flamme. Ihr zu Ehren schmeißt er eine Party. Auf eben dieser fällt er in Ohnmacht. Sein komplettes Leben zieht an ihm vorbei (Also durchlebt er meine allwochenendlichen Erfahrungen…). Er wacht auf, Freundin ist weg, weg mit seinem größten Feind, seinem Bruder (Wer kennt das nicht?).
Und so nimmt das Unheil seinen Lauf…
Das Konzept ist stimmig, die Story wurde auch schön in die Songs verpackt. Lediglich die Umsetzung der hörspielartigen Passagen ist manchmal nicht ganz gelungen. So wirken die Erzählerstimmen und der Text manchmal sehr aufgesetzt und unnatürlich.
Das kann das Hörvergnügen einer ansonsten sehr gelungenen Debütscheibe nur bedingt schmälern.
Unbedingte Empfehlung für alle Progger und Komplexmusikvertseher.

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04.01.2007

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