Thermality - The Final Hours

Review

Soundcheck August 2024# 14

Eine junge Band, die alten Göteborg-Helden huldigt, schon ihr Debüt-Album im Studio Fredman, dem Geburtsort des originären Melo-Death-Sounds, aufnehmen und auch von Mastermind Fredrik Nordström produzieren lässt – darf man das? Nunja, klar könnte man sagen, das ist etwas zu viel des Guten, aber da THERMALITY selbst aus der unmittelbaren Nähe von Göteborg stammen, ist diese Herangehensweise wohl nur allzu verständlich. Schauen wir also, ob das zweite Album der Jungspunde letztlich nur eine Hommage ist, oder ob „The Final Hours“ das Zeug dazu hat, neue Impulse für das Genre zu bieten.

THERMALITY – Hommage oder neue Impulse für das Genre?

Verschweigen möchten THERMALITY ihre Einflüsse auf keinen Fall, vielmehr tragen sie das Göteborg-Erbe mit Stolz weiter, denn auch das Cover-Artwork erinnert in seiner schnörkellosen Art sicher nicht zufällig an IN FLAMES in der Phase von „Reroute To Remain“ bis „Soundtrack To Your Escape“. Die Opener-Kombination aus dem Intro „MMXXIV“ und dem ersten kompletten Song „Weeping Angels“ geht eher noch ein paar Jahre weiter, „Come Clarity“ lässt grüßen. Also doch eine etwas zeitgemäßere Kopie der alten Recken?

Das wäre sicherlich zu kurz gegriffen. Erst einmal preschen THERMALITY mit unbändiger Energie und Spielfreude nach vorne. Die Gitarrenfraktion hält sich zwar weitgehend an das kleine Einmaleins des Göteborg-Sounds, packt dabei aber höchst effektive, sich sofort im Gedächtnis festsetzende Melodien aus, wie sie auch Größen wie DARK TRANQUILLITY heute keinesfalls mehr locker aus dem Ärmel schütteln. Darunter mischen sich auch immer wieder leichte Einflüsse aus den anderen Betätigungsfeldern der Bandmitglieder: Thrash und Black Metal.

Dennoch: Die Produktion und auch der gequälte, gerne genutzte Halb-Sprechgesang von Ludvig Sommar verweisen derart deutlich auf IN FLAMES, dass man sich als Hörer schon manchmal fragt, warum eigentlich? Der junge Schwede agiert nämlich eigentlich erstaunlich vielseitig, hat als Frontmann definitiv mehr drauf als ein Anders Fridén in seiner Anfangszeit. Vielleicht sollten THERMALITY künftig den Hommage-Faktor also doch etwas zurück fahren.

Zweischneidiges Schwert – „The Final Hours“

„The Final Hours“ ist ein zweischneidiges Schwert. Die jungen Schweden balancieren praktisch dauerhaft auf dem schmalen Grat zwischen bloßen Zitaten und eigenen Einflüssen, während sie eher dazu tendieren das Gleichgewicht in erstere Richtung zu verlieren. Trotzdem sind THERMALITY in ihrem Songwriting durchaus weit, die Platte macht über weite Strecken richtig Spaß und der geneigte Fan erwischt sich immer wieder mit einem breiten Nostalgie-Grinsen im Gesicht. Auch echte Hits wie „Stranger“ erschaffen scheint kein Problem.

Insgesamt sind die Songs eher ein wenig zu straight ausgefallen, etwas mehr Spielerei hätte für mehr Abwechslung gesorgt, aber dieses Problem haben sogar DARK TRANQUILLITY auf ihrer neuen Platte, ist also nur bedingt vorwerfbar. Am Ende ist „The Final Hours“ alles andere als schlecht oder reiner Durchschnitt, wird aber am ehesten Göteborg-Enthusiasten komplett begeistern können.

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01.09.2024

"Time doesn't heal - it only makes you forget." (Ghost Brigade)

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