Knapp achtzehn Jahre nach der Erstveröffentlichung erfährt THERIONs Glanzwerk „Theli“ dieser Tage eine angemessene, aufgehübschte Neuauflage als Deluxe Edition. Dabei enthält die neue Version neben dem ursprünglichen Album in seiner unveränderten Form drei Bonussongs. Zusätzlich gibt es als Schmankerl eine Live-DVD, die den Auftritt der Schweden in Budapest 2007 beinhaltet, dargeboten wird dabei die „Theli“ in its entirety, wie es Neudeutsch so schön heißt. Im Vordergrund steht natürlich das 1996er-Werk von THERION, ein Urvater des Symphonic Metal, Grenzgänger zwischen Power- und Death Metal und die Wendemarke in der Diskographie THERIONs. Die zum Zeitpunkt der Veröffentlichung teuerste Produktion des Labels Nuclear Blast kann unverhohlen als Klassiker gelten und setzte Mitte der 1990er Jahre auch durch seinen kommerziell Erfolg einen Meilenstein des extremen Metal.
Schon der eigentliche Opener „To Mega Therion“ zeigt dabei die Klasse des Albums mit seinen prägenden Gitarrenläufen, komplexen Strukturen, einem beständigen Wechsel von Leadgesang und choralen Elementen, und ist bis heute fester Bestandteil des Live-Sets von THERION. Aber auch die weiteren neun Nummern sind ein gutes Beispiel dafür, wie der Versuch, Ideen der klassischen Musik mit Metalklängen zu vereinen, gelingen kann: Die Ausgewogenheit zwischen treibender Härte und zurückgenommen, atmosphärischen Passagen, zwischen Growls (die auch von Dan Swanö (u.a. EDGE OF SANITY) stammen) und Chor, zwischen Keyboard und Gitarre stimmt. Seine großen Momente hat „Theli“ besonders in seinen epischen Momenten, wie dem Mittelteil von „Nightside Of Eden“, dem Abschluss von „Innvocation Of Namaah“ oder dem abschließenden „Sirens Of The Woods“, in denen die THERIONsche Verschmelzung von Klassik und Metal am stärksten zum Tragen kommt. Dabei überzeugt „Theli“ nicht nur durch seine an CELTIC FROST heranreichende Opulenz, sondern auch mit seiner verspielten und stellenweise rockigen Eingängigkeit, sowie einer unvergleichlichen Intensität. Selten findet man ein derartiges Hitpotential derart geballt auf einer einzigen Veröffentlichung.
Scheiden könnten sich Geister lediglich an der Produktion und dem Arrangement von „Theli“. Diese ist technisch ein Kind ihrer Zeit und für das transportierte Material ziemlich rau geraten, zudem wäre man womöglich heutzutage beim Einsatz des Keyboards etwas dezenter vorgegangen. Dem Album dies allerdings negativ anzukreiden wäre ungerecht: Denn positiv formuliert kann man sagen, dass „Theli“ mit dem Wesentlichen auskommt und auf klinisches Glattbürsten verzichtet. Die Essenz und Bedeutung von „Theli“ kann man daher auch daran messen, dass mittlerweile jede Kleinkunstkapelle wenigstens mit Symphonieorchester und mindestens zweihundertstimmigen Chor antreten kann, um eine Stimmung zu erzeugen, die „Theli“ fast im vorbeigehen hinbekommt. Denn mit viel Einsatz ist nicht immer auch zwingend ein gutes Ergebnis verbunden und maßlos geht man bisweilen vor, um eigene Schwächen zu überkleistern – ein Umstand, mit dem auch THERION selbst sich im weiteren Verlauf ihrer Karriere konfrontiert sahen.
Daher bin ich schon mal froh, dass man sich hier nicht zu einer Neueinspielung der Scheibe hat hinreißen lassen, auch wenn sich die vielen guten Ideen von Mastermind Christofer Johnsson auf „Theli“ vielleicht noch majestätischer, aufwändiger und differenzierter in Szene setzen ließen, denn leider gelingt dies zu selten wirklich überzeugend (oder, MANOWAR?). Abschließend sei daher anzumerken, dass, wer die Scheibe bereits im Schrank stehen hat, sich angesichts des Bonusmaterials einem Neuerwerb kritisch gegenüber stellen sollte. Die drei Bonussongs “In Remembrance”, “Black Fairy” sowie das Scorpions-Cover “Fly To The Rainbow” sind auch bereits auf dem 1997er Werk „A’arab Zaraq – Lucid Dreaming“ zu finden und zählen nicht unbedingt zu den stärksten Werken der Band. Wer sich allerdings mit einem zeitlos guten Album und Klassiker des Symphonic Metal versorgen möchte, kann hier bedenkenlos zuschlagen und seiner Plattensammlung ein leuchtendes Juwel hinzufügen.
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