Therion - Beloved Antichrist

Review

Galerie mit 14 Bildern: Therion - Therion Tour 2016

Zu welchen musikalischen Glanzleistungen Christofer Johnsson einmal fähig sein würde, weiß der  geneigte THERION Fan spätestens seit dem 1993er Werk „Symphony Masses – Ho Drakon Ho Megas“. Dort werden so einige der genialen Ideen vage angedeutet, die dem Meister schon damals durch den Kopf schwirrten. Mit „Theli“ (1996) setzte die Band dann endgültig neue Maßstäbe im Bereich des symphonischen Metal und veröffentlicht seitdem in schöner Regelmäßigkeit ausnahmslos gute bis sehr gute Werke. Die Krönung dieses Weges soll nun also die monumentale Rockoper „Beloved Antichrist“ sein, ein Mammutwerk mit gut drei Stunden Spielzeit. Ob dieses Vorhaben letztendlich auch wirklich gelungen ist, wollen wir im Folgenden etwas ausführlicher unter die Lupe nehmen.

THERION begeistern mit einem dreistündigen Mammutwerk

Das Werk ist in drei Akte auf drei CD‘s unterteilt und basiert auf Wladimir Solowjows Prophetie „Kurze Erzählung vom Antichrist“ aus dem Jahre 1899. Darin geht es ganz kurz gesagt um einen vermeintlichen Wohltäter, der an die Weltherrschaft gelangt. THERION haben diese Geschichte jedoch wesentlich weiter ausgeschmückt und mit eigenen Charakteren ergänzt. (Mehr dazu in unserem Interview mit Christofer Johnsson)

Im Rahmen dieses Reviews kann natürlich nicht auf jedes der 46 Lieder eingegangen werden, das würde den Rahmen mehrfach sprengen. Konzentrieren wir uns daher am besten auf einige ausgesuchte Perlen, die den umfangreichen Charakter dieses Werkes bestmöglich umreißen.

Und eine solche ist dann auch gleich mal ganz klar der Opener „Turn From Heaven“. Hier kommen sofort diese altbekannten THERION-Chöre zum Einsatz, passend untermalt von Bläsern. Und weil der Song auf einer dieser urtypischen Christofer-Johnsson-Melodien basiert, ist dies ein absolut würdiger Auftakt in dieses Epos. „Where Will you Go?“ bietet dann ein geniales Wechselspiel zwischen Tenor und Chor und zeigt, warum diese Scheibe die Bezeichnung Rock Oper absolut verdient hat. Das hat mit THERIONs Metal-Vergangenheit fast gar nichts mehr zu tun. Diese Einschätzung trifft u.a. auch auf das recht sparsam aber dafür sehr wirkungsvoll instrumentierte „Through Dust, Through Rain“ zu. Hier regiert jedoch der Sopran. Bei „Sings Are Here“ setzt nach einem feinen orchestralen Auftakt der Chor mit einer mega genialen Darbietung ein. Anschließend konkurrieren die einzelnen Sängerinnen scheinbar um die beste Melodie. Das kurze „Never Again“ geht dann mal deutlich Richtung THERION-Metal und hätte in der Form auch auf vielen anderen Veröffentlichungen der Band seit 1998 stehen können. Auch „Morning Has Broken“ schlägt in eine ganz ähnliche Kerbe, hier paaren sich große Melodien mit wechselnder Dynamik.

Bei „The Solid Black Beyond“ kommt nach einem orchestralen Auftakt zunächst nur der Tenor zum Einsatz, bevor dann ein herrlicher Übergang den Song doch Richtung Rock abdriften lässt. Das erinnert doch stark an TRANS SIBERIAN ORCHESTRA. „Garden Of Peace“ ist dann ein regelrechter Ohrenschmeichler, dieses herrliche Duett mausert sich zu einem richtigen kleinen Hit. Im Gegensatz dazu ist das darauffolgende „Our Destiny“ einfach „nur“ ein feiner Rocker mit großem Refrain.

Mit „Anthem“ gelingt THERION dann eine regelrechte Überraschung. Denn obwohl dieser Song passend zum Titel überwiegend hymnisch daher kommt, setzt er nach der Einleitung auch auf einen regelrecht speedigen Part und geht damit sogar zurück Richtung „Theli“. Das konnte man so hier nicht unbedingt erwarten, ist aber prima gelungen. Auch „Hail Caesar!“ ist um einiges metallischer als ein Großteil der Scheibe unterwegs. (Aber Achtung, das muss an dieser Stelle unbedingt mal klar gestellt werden: Begriffe wie metallisch usw. sind hier stets im THERION-Kontext zu verstehen!) Hier gibt es mal wieder großes Johnsson-Kino zu bestaunen. Das Lied hat eigentlich alles, warum man diese Band mag oder eben nicht.

„The Arrival Of Apollonius“ führt nicht nur sehr gekonnt in Akt II des Werkes ein, sondern zaubert dem Hörer mal wieder so einige ausdrucksstarke Bilder vor das innere Auge. Das darauffolgende „Pledging Loyalty“ kommt zunächst wie reine Filmmusik daher, bevor einem der feine Bass-Gesang eine dicke Gänsehaut beschert. Und die wird dann nur noch verstärkt, wenn Band, Chor und Orchester einsetzen. Bei „Night Reborn“ übernimmt schließlich wieder Gevatter Metal das Zepter. Im Prinzip spannt „Beloved Antichrist“ also sehr gekonnt den Bogen über sämtliche THERION Veröffentlichungen seit „Theli“.

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23.01.2018

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