Therion - Beloved Antichrist

Review

Galerie mit 14 Bildern: Therion - Therion Tour 2016

Auch das bereits vorab vorgestellte „Temple Of New Jerusalem“ rockt wieder schön ab und setzt auf einen feinen Refrain. Das macht diesen Song auch für reguläre THERION Shows absolut livetauglich. Mit „The Lions Roar“ wird es dann erneut bombastischer. Hier übernimmt der Chor das Thema des Solisten und baut es gekonnt aus. Und das Ende ist absolut monumental! Auch „Bringing The Gospel“ ist wieder so ein epochaler Batzen, hier vereinen sich viele große Momente zu einem echten Kunstwerk. „Laudate Dominum“ pendelt auf höchstem Niveau zwischen einem meisterhaften Bass-Sopran-Duett und Filmmusik. Aber Mr. Johnsson kann natürlich auch ganz anders und demonstriert dies mit „Behold Antichrist“. Dieses dramatische Stück verzichtet nahezu vollständig auf Symphonik und bietet außerdem einen recht schrägen kurzen Zwischenpart.

Mit „Shot The Down!“ wird der finale Akt rockig eingeleitet. Hier setzen THERION viel mehr auf Härte als auf Bombast und erinnern manchmal sogar ganz leicht an die SCORPIONS, aber wirklich nur ganz leicht. „Forgive Me“ ist mit knapp zehn Minuten Spielzeit der längste Song der Scheibe, und damit auch das Herzstück? Schwer zu sagen, auf alle Fälle ist der Song sehr vielschichtig und detailverliebt aufgebaut und steigert die Dramatik absolut gekonnt. „Burning The Palace“ ist dann nochmal so ein schwer verdaulicher Brocken mit vielen unterschiedlichen Wendungen. Der braucht auch mehrere Durchläufe und hebt sich die ganz großen Melodien fürs Finale auf.

Wer an dieser Stelle nochmal ein Beispiel für großen THERION-Bombast benötigt, bitteschön, einfach „Rise To War“ hören. „Time Has Come Final Battle“ hingegen setzt zunächst auf die pure Stimmgewalt, völlig zurecht, aber nur um dann Band und Orchester zum richtigen Zeitpunkt mit ins Boot zu holen. Und in diesem bleiben dann alle zusammen sitzen und intonieren „My Voyage Carries On“. Das beste Beispiel für den Musical-Charakter der Scheibe bietet das kurze „Seeds Of Time“, einfach herrlich. Und schlussendlich, nach rund drei Stunden Erlebniswelt für die Lauschlappen, Vorhang auf zum Grande Finale „Theme Of Antichrist“. Hier dominiert der Chor das rockig-dramatische Stück, ein absolut würdiges Finale..! Und viele der Charaktere bekommen nochmal einen Auftritt.

Natürlich ist nicht jeder Song ein Oberknaller, kann man aber auch bei 46 Titeln kaum erwarten. Aber ein gewisses verdammt hohes Niveau wird mit keinem Stück unterschritten, da haben selbst vermeintliche Füller absolute Klasse. Diese Songs sind jetzt im Kontext von THERIONs Schaffen eher unter „gut“ einzuordnen, aber immer noch richtig stark.

„Beloved Antichrist“ ist natürlich schon ziemlich nah dran an anderen Werken der Band, das ist ganz einfach Christofers Stil. Die Truppe reizt den bandinternen Kosmos hier einfach voll aus. Man merkt aber zu jedem Zeitpunkt, wie lange an dieser Scheibe gefeilt wurde, da sitzt echt jedes noch so kleine Detail. Vor allem auf die Gesangslinien wurde vom Meister allerhöchster Wert gelegt, aber das ist natürlich logisch bei einem Werk mit Musical-Charakter. Und immer wieder begeistert einen dieses feine Gespür für die kleinen und großen Melodien, ganz stark. Es fällt generell auf, dass hier die Band meistens die zweite oder gar dritte Geige spielt, im Vordergrund stehen bei dieser Rockoper bzw. diesem Musical ganz klar andere. Ideen hat Mr. Johnsson scheinbar en masse gesammelt für sein Opus Magnum. Und diese absolut einprägsamen Melodien bekommt im symphonischen Metal und Rock kaum einer so wie er in hoher Frequenz auf die Reihe, Hut ab!

Der logische Höhepunkt von THERIONs bisheriger Entwicklung

Vermutlich wird das komplette Werk dann auf der Bühne nochmal ganz anders wirken, mit Orchester, Chor und allen Solisten. Quasi in seiner gesamten Pracht. Man kann nur hoffen, dass diese Inszenierung irgendwann auf die Beine gestellt werden kann.

Unterm berühmten Strich ist „Beloved Antichrist“ nicht weniger als ein imposantes Kunstwerk geworden, das man durchaus als die Krönung von THERIONs bisherigem Schaffen sehen kann. Die Scheibe ist vielleicht nicht für jedermanns Geschmack die bis dato beste der Band, aber der logische Höhepunkt der bisherigen Entwicklung. Sehr beeindruckend!

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23.01.2018

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