Was macht man als Band, wenn man mit „Troublegum“ und „Infernal Love“ Anfang bis Mitte der 90er zwei Platten abgeliefert hat, die heute noch als Genreklassiker gelten, danach aber mit vereinzelten Ausreißern nach oben nur noch gehobenes Mittelmaß produziert wurde? Richtig, man versucht erneut, sich auf seine alten Stärken zu besinnen und trotzdem die Entwicklung, die man auf den letzten Platten genommen hat, nicht zu verleugnen.
Perfektes Beispiel: das aktuelle Werk der Iren von THERAPY?. „One Cure Fits All“ spiegelt im Prinzip perfekt das Dilemma wider, in dem sich dieses Trio seit 1995 befindet. Auf der einen Seite versucht man, die Rezeptur der beiden schon genannten Karrierehighlights wieder zu finden, auf der anderen Seite war Stillstand oder Stagnation die Sache dieser Truppe nie. So pendeln Andrew Cairns und seine beiden Mitstreiter auch anno 2006 erneut zwischen kleinen Geniestreichen der Marke „Sprung“, „Private Nobody“ oder „Fear Of God“, die gekonnt den zuweilen düsteren Flair und melancholisch-nachdenklichen Touch von „Infernal Love“ mit dem härteren, ungezügelten Charakter von „Troublegum“ kombinieren. Die Jungs können es also noch! Aber warum einmal mehr nicht über die Länge eines kompletten Albums?
So steht beinahe jedem Lichtblick ein Schwachpunkt gegenüber. Sei es das mit einem elenden Pop-Punk-BLINK-182-Riff aufwartende „Deluded Son“, sei es das immer langweiliger werdende „Walk Through Darkness“ oder das erschreckend uninspirierte, belanglose „Lose It All“, ein jeder dieser Tracks steht für THERAPY? nach 1995, als die Band versuchte, mit einem Abdriften in seichtere Gefilde und radiotauglichen, punkig angehauchten Songs weiter auf der Erfolgswelle zu schwimmen, dabei aber leider kläglich versagte und in der Belanglosigkeit versank.
„One Cure Fits All“ ist ohne Zweifel wieder ein Schritt in die richtige Richtung, kommt aber nicht über den Status einer leicht fauligen Kompromissplatte hinaus, weil ein Querschnitt durch die komplette Karriere THERAPY?s geboten wird, der sämtliche Höhen und Tiefen mitnimmt. Wollen wir hoffen, dass das Trio auf diese Weise seine alten Stärken wieder entdeckt und es auf der nächsten Scheibe endlich schafft, einen legitimen Nachfolger zu ihrem Überhit „Nowhere“ abzuliefern.
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