THEM setzen mit ihrem vierten Album „Fear City“ die Geschichte um ihren rachsüchtigen Protagonisten KK Fossor fort. Dabei hat die deutsch-amerikanische Truppe die Handlung ihrer Konzeptreihe diesmal vom 19. Jahrhundert ins New York der frühen 1980er verlegt. Musikalisch sind sich THEM weitestgehend treu geblieben, auch wenn sie passend zum Zeitsprung und Schauplatzwechsel ein paar dezente Anpassungen vorgenommen haben.
THEM reisen zurück in die Zukunft
Das ursprünglich als KING DIAMOND-Tribute-Band gegründete Sextett hatte sich ja spätestens mit dem zweiten Album „Manor of the Se7en Gables“ stilistisch freigeschwommen und seinen eigenen Weg eingeschlagen. So lassen heute eigentlich nur noch das Horror-Konzept inklusive Kostümierung und vereinzelte Falsett-Einlagen von Sänger Troy Norr…äh…KK Fossor Vergleiche mit dem dänischen Diamantenkönig zu. Auch auf „Fear City“ setzen THEM wieder auf ihre bewährte Mischung aus knackigem Thrash und melodischem Power Metal überwiegend europäischer Bauart.
Ein kurzes Spoken-Word-Intro mit Snythesizer-Begleitung lässt keine Zweifel daran offen, in welchem Jahrzehnt wir uns befinden. Danach legen „Flight of the Concorde“ und „Welcome to Fear City“ mit ordentlich Doublebass und wuchtigen Thrash-Riffs einerseits, mit wieselflinken Leads und dem melodischen Gesang von Troy Norr andererseits zielstrebig und höchst eingängig los. Das kennt und schätzt man so bereits von den Vorgängern.
Anschließend sorgen Synthesizer und wabernde Keyboards noch mal so richtig für 80er-Jahre-Großstadtfeeling. Besonders das passend betitelte „Retro 54“ liebäugelt mit AOR- und sogar dezenten Glam-Elementen, während „Graffiti Park“ trotz 80s-Elektronik mit seiner theatralischen Atmosphäre die Brücke zum typischen THEM-Sound schlägt. Auf diesen fokussiert sich die Band in der Folge auch wieder verstärkt, während die Synthies nicht mehr ganz so prägnant im Vordergrund stehen und fortan eher der Untermalung dienen.
Den epischen Neunminüter „The Crossing of Hellgate Bridge“ kann man gut und gerne als das Herzstück des Albums betrachten, hier bündeln THEM alte und neue Stärken in einem sich langsam aufbauenden musikalischen Drama, bei dem das Gespann sicher auch den ein oder anderen Blick Richtung Broadway geworfen hat. Zum Ende wird mit „Death on the Downtown Metro“ und „The Deconsecrated House of Sin“ noch mal in halsbrecherischem Tempo die Thrash-Keule ausgepackt, bevor ein atmosphärisches aber auch irgendwie etwas unnötig in die Länge gezogenes Instrumental die schaurige Tour durch den Big Apple beendet.
Schulterpolster und Föhnfrisur statt Gehrock und Zylinder
THEM haben es erfolgreich geschafft, die fortlaufende Handlung ihrer Alben ins Jahr 1981 zu transportieren und dies auch musikalisch angemessen rüberzubringen, ohne sich dabei stilistisch zu verbiegen und so gegebenenfalls Freunde der Vorgänger zu verschrecken. Kurze Interludes schmücken die Geschichte aus und tragen zusätzlich zum 80s-Feeling bei, werden bei wiederholten Durchläufen aber vermutlich zu Skip-Kandidaten. Da ist es dann ganz hilfreich, dass „Fear City“ eben nicht nur als Gesamtwerk funktioniert, sondern die Stücke auch problemlos für sich stehen können.
Natürlich kann man bemäkeln, dass eine echte Grusel-Stimmung angesichts der stilistischen Ausrichtung erneut nicht so richtig aufkommen will und wer THEM auch auf den vorherigen Alben schon zu überladen und cheesy fand, wird hier ebenfalls Probleme haben. Auf einen gewissen Cheese-Faktor legt es die Truppe aber durchaus an und wer sich nicht daran stört, wird auf „Fear City“ erneut mit bester Power-Metal-Unterhaltung belohnt.
Gutes Brett, das mir insbesondere wegen der graziösen Gitarrenarbeit sehr gefällt. Da kann ich auch über den für meine Ohren gewöhnungsbedürftigein Gesang hinwegsehen.. es wird zum Glück nicht durchgehend Falsett gesungen. Darf sich noch in die top ten für dieses Jahr einreihen.