Nachdem die US-Amerikaner THE ZENITH PASSAGE im Jahr 2016 mit ihrem Debütalbum „Solipsist“ überzeugen konnten und einige Jahre später einen Deal mit Metal Blade Records ergatterten, folgt nun mit „Datalysium“ das erste Album unter neuer Flagge. Bandleader bleibt weiterhin das bisher einzige Gründungsmitglied Justin McKinney (u.a. ex-THE FACELESS), während Bassist, Sänger und Gitarrist erst kürzlich zum aktuellen Line-Up hinzustießen. Auch dabei handelt es sich vorwiegend um ehemaliges Personal der oben genannten Deathcore-Kapelle, was sich auch inhaltlich kaum leugnen lässt.
THE FACELESS lassen grüßen
So sind etwa Science-Fiction und intrastellare Themen lyrische Basis von „Datalysium“ und werden auch auditiv in ein entsprechendes Konzept gepackt. Schon der Opener „The Axiom Of Error“ klingt technisch anspruchsvoll und hat etwas von Musik gewordener Informationstechnologie. Während man mit den Spaniern WORMED einen wahren Sci-Fi-Horrortrip im Sinne des Videospiels Dead Space durchleben kann, klingen THE ZENITH PASSAGE, trotz klarer Verortung im Rahmen des Technical Death Metal, merklich heller und feinfühliger. So finden u.a. beim Track „Lexicontagion“ auch klare Vocals ihren Weg in deren Soundgebilde.
Dennoch führt die moderne Herangehensweise zwischen rasenden Passagen und breaklastigen Frickel-Stampfern („Divinertia I“) kompositorisch nicht immer ganz zum Ziel, auch wenn „Datalysium“ in manchen Stücken auch mit repetitiven Passagen arbeitet. Nach hinten heraus wandelt sich die Platte dann noch einmal offensichtlich und driftet mit „Automated Twilight“ über schleppende Elemente und klaren Vocals verstärkt in den Post-/Sludge-Bereich, wo auch der abschließende Titeltrack mit seiner experimentellen Art anschließt.
IT-Metal auf „Datalysium“
Insgesamt haben THE ZENITH PASSAGE mit ihrer einerseits frickellastigen Art, mit teilweise aber wirklich tollen schwebenden Soli, und auf der anderen Seite vielen darüberhinausgehenden Experimenten zu kämpfen. Phasenweise zieht der rote Faden deutlich über die Köpfe der Musiker hinweg und lässt sich auch als Hörer nur schwer greifen, sodass „Datalysium“ zu häufig am eigenen Verstand vorbeirauscht. In starken Momenten sind die alten Platten von THE FACELESS nicht allzu weit, ansonsten verliert sich die Truppe aus Los Angeles zu häufig selbst.
Eigentlich nicht wirklich meine Richtung, aber es macht irgendwie Spass. Der hier verlinkte Song ist klasse, aber das Highlight auf dem Album ist einfach „Algorithmic Salvation“ – wie geil ist das denn?? Für alle, die mal „was anderes“ antesten wollen, ist das hier sicherlich nicht verkehrt!
Im Prinzip ist „Datalysium“, wie auch der Vorgänger „Solipsist“ eine kontinuierliche Weiterentwicklung von der „Planetary Duality“ (The Faceless). Diese Necrophagist Riffing in Kombination mit dieser „Blockchain“-Stop&Go Dynamik entwickelt einen wunderbar hypnotischen Groove, der mir persönlich sehr zusagt. Hintenraus wird mir der Synth-Einsatz etwas zu präsent und der Voco etwas zu oft bedient, trübt aber das Hörerlebnis nicht nachhaltig. Der Wiedererkennungswert ist eindeutig vorhanden, fällt mir adhoc eig nur Soreption ein, die nen ähnlichen Stil zocken, wenn auch besser, weil kohärenter und weniger ausschweifend. Wer also mit diesen Namedrops was anfangen kann, sollte hier definitiv ein Ohr riskieren.