The Young Gods - Everybody Knows

Review

Runde drei Jahre nach ihrem formidablen Album „Super Ready / Fragmenté“ meldet sich die schweizer Industrial-Garde THE YOUNG GODS zurück und schiebt einen Nachfolger ins Rennen, der es oberflächlich gesehen ziemlich schwer hat gegen den erhabenen Vorgänger. Was kommt nun, nachdem die Symbiose aus Industrial Rock und Elektronik auf den (seinerzeitigen) Zenit gebracht wurde? Versuchen, das eigene Album zu toppen, sich selbst Konkurrenz machen, sein eigenes Werk niederzuspielen, indem man versucht, es noch besser zu machen? Ganz klare Antwort: Nein! THE YOUNG GODS wären nicht THE YOUNG GODS wenn sie sich selbst ‚bekämpfen‘ würden. Insofern dürfte niemand wirklich überrascht sein, dass „Everybody Knows“ eben nicht so klingt wie sein Vorgänger und die stets innovative Truppe wieder einmal von einer etwas anderen Seite zeigt.

Dieses Mal setzen die Herren Musiker vermehrt auf den Einsatz elektronischer Mittel. Gitarren bilden hier eher einen unterstützenden Beitrag, wobei es falsch wäre zu behaupten, dass sie keine gewichtige Rolle spielen. Gitarren werden (wie gehabt) gerne gesampelt, zerhackstückelt und so weit modifiziert, dass diese besondere, für die Band eigentümliche Umgangsweise mit natürlichen Instrumenten, immer präsent ist und das Bindungsglied zur Vergangenheit darstellt. Ein klares Markenzeichen, welches die Band in der rein technischen Handhabung einwandfrei beherrscht und den Liedern stets die nötige und wohlklingende Prise Technik zukommen lässt, ohne dass sie dabei in Leblosigkeit abdriften. Wirklich erstaunlich, wie soundtechnisch innovativ diese Band nach all den Jahren immer noch voranschreitet. Den Thron auf diesem Gebiet wird ihnen jedenfalls so schnell niemand streitig machen (können). Nicht umsonst berufen sich viele mitunter namhafte Bands und Künstler auf THE YOUNG GODS, die großen Innovatoren und Pioniere eines gesamten Genres.

Interessant ist, dass man auf „Everybody Knows“ stellenweise deutliche Einflüsse ihrer letzen Veröffentlichung „Knock On Wood“ heraushören kann, auf dem die Schweizer einige ihrer Songs in neuen, bzw. alternativen Versionen interpretiert. So werden neben Akustikgitarren auch Congas und weitere Percussions genutzt, die den Stücken einen zusätzlichen Reiz geben. In Kombination mit elektronischen Spielereien mit Synthesizern und einigen Samples entsteht eine Erweiterung des bekannten Sounds der Band, ohne dabei jedoch den bisherigen musikalischen Pfad zu verlassen. Die Musik von THE YOUNG GODS klingt und wirkt stets hypnotisch, sogar mitunter leicht psychedelisch, technisch (im Sinne von Elektronik) vollkommen und auch gerne mal energetisch; letzteres besonders dann, wenn die Gitarren zum Einsatz kommen. Hier sind wahre Klangtüftler am Werk und man kann die Freude am Experimentieren mit Sounds im wahrsten Sinne des Wortes heraushören.

„Everybody Knows“ ist genau deshalb ein mehr als würdiger Nachfolger von „Super Ready / Fragmenté“, weil es eben nicht so klingt wie dieses, sondern eine eigene große Seele besitzt. Meine Hochachtung für diese Musiker, die seit nunmehr 25 Jahren ihren eigenen Weg gehen und sich durch nichts und niemandem reinreden, beeinflussen oder verändern lassen.

28.11.2010

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