The Wolves Of Avalon - Carrion Crows Over Camlan

Review

Zwar zeichnen sich erst in diesem Jahr die Umrisse der Wölfe im den sagenumwobenen Ort verbergenden Nebel ab, doch Metatron, der Hauptverantwortliche hinter THE WOLVES OF AVALON, ist als Sänger von THE MEADS OF ASPHODEL schon seit 1998 aktiv. Für „Carrion Crows Over Camlan“, das erste Lebenszeichen seines Projekts, hat sich der Engländer neben seinem THE MEADS OF ASPHODEL-Kollegen Alan Davey durch eine ganze Schar bunt zusammengewürfelter Gastmusiker von Formationen wie den Iren MAEL MORDHA, den Schweden YGGDRASIL oder den Belgiern KRIGAVAR verstärkt – und damit eine Folk/Pagan-Metal-Supergruppe kreiert.

Weniger super dürften es die meisten allerdings finden, dass sich auch der für seine rechtsextreme Gesinnung einschlägig bekannte Rob Darken darunter befindet und beim Titelstück seinen Kreischgesang beisteuert. Aber das Werk bleibt ohne politische Botschaft. Kommen wir also endlich zur Musik: Das grundsätzlich ansprechende, auch textlich offenbar mit Liebe zum Detail ausgearbeitete Konzeptalbum wartet mit nur äußerst sporadisch voranpreschendem Celtic Pagan Metal auf, wobei traditionelle Instrumente und Metatrons barscher, aber meist verständlicher Gesang das Tor ins 5. Jahrhundert aufstoßen: Man wandelt im sich nach dem Abzug der letzten regulären römischen Truppen (wohl 410 n. Chr.) dem Ansturm/der Landnahme der Angeln und Sachsen erwehrenden keltisch-römischen Britannien und wohnt den Ereignissen bei, die den historischen Kern der Artussage bilden. Historisch Gesichertes – etwa die Schlacht von Badon Hill – wird von Metatron dabei offenbar mit Nicht-Gesichertem beziehungsweise Legendärem – Schlacht von Camlann; Artus selbst, der wahrscheinlich aus einer historischen Person (etwa die Heerführer Ambrosius Aurelianus, Enniaun Girt oder Riothamus) beziehungsweise durch eine Verdichtung mehrerer Personen, möglicherweise auch als eine Kombination aus lateinischen und keltischen Ehrennamen oder gar aus einer keltischen Gottheit entstand – vermischt. (Für einen tieferen Einblick in das ungemein spannende Thema sei die umfangreiche Forschungsliteratur ans Herz gelegt.)

Das Material wirkt oft nachdenklich und bedrückt, so als lausche man klagenden, abgekämpften Kriegern, die kurz vor der völligen Resignation stehen oder gar auf den blutgetränkten Feldern im Sterben liegen. Wahrscheinlich ist das angesichts der dramatischen Geschehnisse, von denen das Album kündet, so beabsichtigt, aber etwas häufigerer Schlachtenlärm beziehungsweise ein stärkeres Herausarbeiten unterschiedlicher Stimmungen hätte es bei den durchweg bildhaften Liedtiteln doch sein dürfen: „British Tribes Unite“ etwa lässt das Euphorische, die Aufbruchsstimmung, vermissen, von Stücken wie „The War Song Of Beli Mawr“ erwartet man einen etwas kriegerischeren Tenor. Der Schwermut etwas zu trotzen vermögen jedoch das stolze „The Wolves Of Avalon“ mit eingängigem, etwas überstrapaziertem Chorus, bei dem man sich fühlt, als habe man sich gerade lauthals singend in die Schlachtformation eingereiht, und „Carrion Crows Over Camlan“, das als schnellstes Stück den energischsten Eindruck macht – nicht zuletzt durch den eingangs erwähnten Gastgesang.

Die grauen Schleier liegen über diesem ambitionierten, in seiner Gesamtheit am stärksten wirkenden Album, so wie sie auch das mythische Avalon einhüllen. Ein bisschen weniger Nebel und dafür mehr Feuer – in Form hoffnungsvoll-kämpferischer, rasanter Passagen – hätte die sich vor dem inneren Auge entfaltende visuelle Kraft des einstündigen „Carrion Crows Over Camlan“ wohl noch verstärkt. Schade.

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10.06.2011

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