The Wildhearts - Chutzpah!

Review

Galerie mit 20 Bildern: The Wildhearts - Germany Tour 2020 in Frankfurt

Man kann es nicht anders sagen: THE WILDHEARTS haben wirklich Chuzpe (hebräisch für eine unwiderstehliche Dreistigkeit). Hätte ich die Platte gehört ohne vorher die übliche Packungsbeilage zu lesen, hätte ich gedacht, ich höre den Highschool-Rock einer amerikanischen Band. Dabei sind THE WILDHEARTS eine britische Rockband und schon seit über zwanzig Jahren im Geschäft.

Nach turbulenten Anfangsjahren, einem eher experimentellen Album und ein paar Jahren Auszeit wollen THE WILDHEARTS einfach kein Geheimtipp mehr sein. Schon das selbst betitelte Album „The Wildhearts“ wurde von der Britischen Presse hoch gelobt und das Nachfolgealbum „Chutzpah!“ soll da anknüpfen.

THE WILDHEARTS mischen Stile und Genres nach Belieben. „Plastic Jebus“ klingt vom Anfangsriff her nach STAIND oder METALLICA der „Load“-Phase. Die Stakkato-Riffs in der Strophe werden im Refrain dann von einprägsamen Melodien abgelöst, die etwas an NICKLEBACK erinnern. Poppig geht es auch in dem grandiosen Song „The Only One“ weiter, der von FUNERAL FOR A FRIEND stammen könnte. Wer schon nach meinen ersten Sätzen skeptisch geworden ist, kann beruhigt sein: Gekünstelt oder schlecht nachgemacht wirkt auf dem Album gar nichts. Die Band schafft das Kunststück, nicht nur das zusammenwachsen zu lassen, was zusammen gehört, sondern auch Richtungen gekonnt zu vermischen, die sonst eher selten zusammen kommen. „Tim Smith“ rockt am Anfang in guter Thrash Metal-Manier los, während im Refrain das Stück auf einmal nach THE BEATLES klingt. „I’ve been looking for a new direction,“ wie es zu Beginn von „Plastic Jebus“ so schön heißt. Chapeau, meine Herren!

„Chutzpah!“ ist ein modernes Rock-Album geworden, das frisch, eingängig, melodisch und kraftvoll klingt. Auch wenn es hier und da sehr poppig zu geht, muss sich kein Song den Vorwurf gefallen lassen, nur eine Quoten-Ballade zu sein. Da die abschließenden Songs nicht so gut zünden wie die am Anfang, bleibt dem Album eine absolute Höchstnote verwehrt. Auch habe ich gehört, dass alten THE WILDHEARTS-Fans die Richtung des Albums vielleicht nicht so gut gefallen könnte. Vorhören ist also besser als sich nachträglich ärgern. Dennoch: Wer auf kraftvollen, melodischen Rock steht, kommt an THE WILDHEARTS kaum vorbei. Es bleibt zu hoffen, dass die Band endlich den Status als Geheimtipp hinter sich lässt. Masseltoff!

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29.08.2009

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