The Wild! - Still Believe In Rock And Roll

Review

Soundcheck März 2020# 19

Teufel(chen) auch: THE WILD! (nur echt mit Ausrufezeichen, damit jeder weiß, dass sie es ernst meinen!) glauben immer noch an Rock ’n‘ Roll – und an AC/DC. Damit sind sie nicht allein: Bands wie AIRBORNE halten die Flagge immer noch nach oben und zeigen, dass der gute alte Sound, wenn er per Definition schon nichts Revolutionäres und Frisches zu bieten hat, so doch zumindest mit reichlich Energie und Enthusiasmus unterfüttert noch ordentlich Laune macht. Der Diminutiv „per Definition“ setzt natürlich voraus, dass die darbietende Band auch ja keine Experimente wagt.

Und wer wären THE WILD!, wenn sie Traditionen brechen würden? Das wäre ja mal richtig wild und abgefahren, dem Rock ’n‘ Roll mal eine steife, frische Brise zu verpassen. Aber nein: „Still Believe In Rock And Roll“ brettert mit der Harley durch die bereits von zahllosen Reifenspuren zerfurchte Landschaft des klassischen Rock ’n‘ Roll und verweigert sich mit beeindruckender Sturheit jeder Form von Innovation. Der Rock mag tot sein, aber er hat wenigstens einen Haufen Spaß dabei. Und das muss man dem kanadischen Quartett in jedem Falle zu Gute halten: „Still Believe In Rock and Roll“ macht Laune.

„Still Believe In Rock And Roll“ erfindet kein Rad neu

Frontröhre Dylan Villain (klasse Name btw) klingt so, als würde er jeden Morgen mit Jacky gurgeln, bevor er sich ein Pfund Bacon in die Visage schraubt. Zwar nicht gerade der Inbegriff des typischen Reibeisens, so erweckt seine Stimme dennoch die Assoziation von ledrigem Geruch und einer ordentlichen Bierfahne. Es riecht außerdem nach Blut und Schweiß, ein Markenzeichen des mit Nachdruck inszenierten Rocks, den uns THE WILD! hier auftischen. Und so halten Bandname und Albumtitel mindestens mal im hinreichenden Maße, was sie jeweilig versprechen.

Der Opener „Bad News“ fährt mit prononcierten Rock n‘ Roll-Vibes direkt ins Blut und erweckt den menschlichen Urinstinkt zum rhythmischen (oder arhythmischen) Twisten. Der Rausschmeißer ist eine klassische wie kompetente Rockballade zum Feuerzeugschwenken. Der Titel von „Nothing Good Comes Easy“ scheint eine Mogelpackung, denn im Grunde recyclen die Kanadier hier die Blaupause für einen Stadionrocker aus der AC/DC-Retorte. Man kann angehörs der Gitarren schon Angus Young quietschfidel über die Bühne hopsen sehen. Aber der Song funktioniert eben und wie bereits erwähnt: Wer wären THE WILD!, wenn sie Traditionen brechen würden?

Aber THE WILD! lassen die Räder ordentlich rotieren

Nun, vielleicht wären sie der Retter des von ihnen erwählten Genres, denn die Kanadier bieten ihre Mixtur zwar energetisch, aber auch nicht mit sonderlich revolutionärer Würze versehen dar. Das Songmaterial funktioniert für das, was es sein will, und macht auch Spaß. Es geht aber eher auf Nummer Sicher, was das Songwriting angeht, was zu repetitiven Songideen führt. Die Chöre von „Playing With Fire“ zünden bei weitem nicht so sehr, da man sie in der Form bereits auf „King Of This Town“ gehört hat. Da stellt sich „Going To Hell“ mit seiner konsequenteren Umsetzung schon besser an. Aber auch die Gitarren haben durch das selbstauferlegte Genrekorsett einen ziemlich eingeengten Wirkungsradius.

Die Kanadier machen mit „Still Believe In Rock And Roll“ also nichts neu, aber im Grunde auch nicht wirklich viel verkehrt. Wichtiger: Sie machen kurzweilig Spaß. Sie liefern zwar bei weitem keine Kost für langfristiges Vergnügen und stoßen keine Konventionen um, aber bei dem Albumtitel dürfte das auch niemand erwarten. Der Drittling der Band macht also gut Dampf, lässt Gummi auf der Straße und lädt vor allem seine nostalgieaffinen Hörer als Sozius auf eine ausgelassene Spritztour ein. Es geht um das gute, alte Rocker-Feeling. Und mal ehrlich: Wer wären THE WILD!, wenn sie Traditionen brechen würden?

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10.03.2020

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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