The Vision Ablaze - Youtopia

Review

THE VISION ABLAZE decken mit „Youtopia“ eine beachtliche Spannweite ab. Schon der Eröffnungssong „Absent“ reißt in knappen vier Minuten anschaulich an, was es von den vier Schweden zu hören gibt. Stürmische Riffs gepaart mit herbem und weichem Gesang, wobei sich letzterer ganz deutlich am klassischen Sound orientiert und meilenweit vom üblichen Alibi-Soft-Gesang abhebt. Gepfeffert wird das Gebräu mit einigen Thrash-Spitzen („Fall From Grace“) und einer ansprechenden Vermischung aus Modern Metal und Alternative Metal. Wer THE VISION ABLAZE mit Freude lauschen möchte, muss mit Melodien und elegischen Gitarrensoli genauso klarkommen, wie mit zerstörerischen Riffsalven und einem vorbeirauschenden Drum-ICE.

„Under The Killing Moon“ bedient Fans von hymnischen Refrains und selbst wenn man lässig sein Feuerzeug dazu schwenken kann, so driften THE VISION ABLAZE doch nie in wirklich seichtes Gewässer ab, was nicht zuletzt an der herben Note im packenden Gesang von Peter Kelkelund liegt. „Dreaming Awake“, „A Jaded Miracle“, „Utopia Calling“ und „Into My Brain“ zertrampeln gekonnt alle entstandenen Seifenblasen, der Nacken wird kräftig beansprucht und die Doublebass wummert aus den Boxen, genau von diesen krassen aber nachvollziehbaren Gegensätzen lebt „Youtopia“. Gekonnt drehen die Dänen ein Riff nach dem anderen auf und ab und vernachlässigen dabei keine Sekunde den Song als Ganzes. „Subversion“ demonstriert Muskeln ohne Highspeed, dem schreienden Klagegesang kommt es zugute, dass die Gitarren rhythmisch etwas im Hintergrund stehen und Drummer Christian „Norris“ den Vortritt gewähren. Bemerkenswert ist auch die Produktion, dass eine ‚kleine‘ Band auf so hohem Niveau veröffentlicht, ist selbst 2015 kein Standard und wertet das Material sicher auch nochmals auf.

THE VISION ABLAZE werden Probleme bekommen, mit diesem vielfältigen Sound eine zugkräftige Zielgruppe zu erreichen, denn um „Youtopia“ zu mögen, muss man für viele musikalische Wege offen sein. Dies wird auch der Grund sein, warum dieses hochwertige, starke Album noch nicht die Masse erreicht hat, die es eigentlich verdient. Dabei haben THE VISION ABLAZE nichts anderes getan, als ein Metalalbum abzuliefern, das sich einen Dreck um Schubladen schert und einfach aus dem Bauch heraus eingespielt wurde – ein starkes Album mit sehr talentierten, ambitionierten Musikern. Wer die Landsmänner von MALRUN mochte und generell mit kernigem Alternative Metal etwas anfangen kann, sollte dringend reinhören! Anspieltipps sind das impulsive „Absent“ und „A Jaded Miracle“ mit grellem MACHINE HEAD-Anstrich.

10.09.2015
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