Das Saarland wird wegen seiner Größe und seinem eher dörflich-ländlichen Charakter von den restlichen Einwohnern der Bundesrepublik vielfach belächelt. Einen Vorteil bringt die geringe Größe allerdings mit sich: Die Metal-Szene dort hat genau die richtige Größe. Klein genug, um auch Underground-Combos eine Chance zu geben und groß genug, um wirklich gute Bands angemessen zu protegieren. Bands wie INFINIGHT haben nicht durch Zufall in letzter Zeit so großartige Alben vorgelegt. THE TOLD aus Völklingen wollen jetzt mit ihrem Debüt “Sedated Solace“ ebenso durchstarten.
Musikalisch vertritt das Quintett allerdings eine andere Gangart. So haben THE TOLD ihre Wurzeln im Hard Rock und traditionellem Heavy Metal der späten 70er und frühen 80er. Das ist hauptsächlich an der sehr eingängigen Rhythmus-Arbeit und den Riffs, die dem Gesang genug Raum lassen, zu erkennen. Aber auch die großartigen Soli, die von Alex Steinbach und Daniel Brühl nicht nur handwerklich gekonnt, sondern auch mit viel Herzblut vorgetragen werden, verweisen in diese Richtung. Vor allem die Gitarrenarbeit ist es, die den Hörer immer wieder dazu verleitet, sich tief in die Musik fallen zu lassen und sich im Lauschen zu verlieren. Darüber hinaus zeigt die Combo auf diesem Silberling auch deutliche progressive Ansätze. Vor allem die Arrangements der Songs und die zahlreichen rhythmischen Finessen weisen in diese Ecke. Gemeinsam mit dem erzählenden Charakter der Lieder ergibt sich so ein Bild, das deutlich an frühe Prog Rock Bands wie zum Beispiel QUEENSRYCHE erinnert. Hier liegt aber durchaus auch das Problem der Scheibe. Progressive Arbeit ist leider meistens sehr sperrig und verliert einiges an Eingängigkeit. Es braucht einfach die Genialität eines Chris DeGarmo oder eines Michael Wilton, um dieses Defizit ausgleichen zu können. Das geht THE TOLD leider noch ein wenig ab. Auch ihr Sänger J.R. Lee ist bei Leibe kein Geoff Tate. Zwar beweist er durchaus ein Gespür für Melodien und kann auch mit seiner gelungenen Phrasierung punkten. Dennoch fehlt ihm das letzte Quentchen zum herausragenden Vokalisten. In einigen Momenten scheint seine Stimme sogar ein wenig limitiert zu sein. Oder die Songs sind einfach suboptimal, weil gesanglich leicht monoton, komponiert. Ein wenig mehr Abwechslung auf dieser Ebene hätte gut getan. Dennoch ist auch die gesangliche Leistung noch ordentlicher Durchschnitt.
Diese Wertung kann man “Sedated Solace“ auch im Gesamten attestieren. Das Material ist auf Dauer vielleicht ein wenig zu langatmig, ein wenig zu austauschbar, nicht eingängig genug. Dennoch legen THE TOLD ein durchaus gelungenes Debüt vor. Wenn sie es jetzt noch schaffen, sich auf diesem Niveau weiter zu entwickeln, werden wir sicher noch häufiger von ihnen hören. Die Szene im Saarland wird sie auf jeden Fall nicht im Stich lassen.
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