Die Welt ist schlecht, die Wirtschaft ruiniert und die Menschen verdorben. Die Schweizer von THE SUNWASHED AVENUES haben auf ihrer gleichnamigen Debüt-Veröffentlichung die Zeichen der Zeit erkannt und hauen die Platte ohne jedwede Informationen über sich selbst in die Welt, um stattdessen psychotisch bunte Tabletten zu verteilen und mit Aussagen wie ‚Die Krake wird überdauern‘ zu irritieren. Wer aufgrund dessen aber auf ebenso kranke Musik hofft, muss halbwegs enttäuscht werden. Zwar ist der Gesang von Lt. Columbo tatsächlich ziemlich kreischig und auch die Rhythmusfraktion mitunter etwas verhackstückt, aber mit guten Willen kann das auch alles noch unter Emo und Melo-Rock durchgehen.
Beim ungewohnt knappen zweieinhalbminütigen Opener „Get Up & Let Die“ funktioniert das aber schonmal großartig. Wo hier fast nonstop in BILLY TALENT Manier reingeprügelt wird und sich dabei an stolpernden Rhythmen probiert, kann live und daheim definitiv gute Laune aufkommen. Die folgenden Nummern versuchen sich dann aber an etwas epischeren Strukturen und Spielzeiten um die fünf Minuten, was für meinen Geschmack eine etwas zu stete Wiederholung derselben Riffs zurfolge hat. Immerhin muss man ihnen lassen, dass sie unkonventionell zu Werke gehen und dem Hörer daher wirklich einige Spielereien präsentieren, an denen sich andere Bands noch nicht probiert haben. So beginnt „Satan Of A Silverplate“ mit einer sehr spannenden Ambiguität zwischen bluesigem Bassspiel und sehr atmosphärischen Gitarrenakkorden, bis schließlich alles von einem ohrwurmigen Folgeriff hinweggewalzt wird. Der Rest der Nummer kann daran aber leider nicht mehr anknüpfen. Aufgelockert wird die Platte immerhin noch vom angenehm melodischen „Goodbye Forever“ und dem subtil betitelten Wüstensandrocker „Real Stoner“. Die Produktion geht dabei in Ordnung und bleibt trotz den mitunter drückenden Riffs und Trommeleien angenehm transparent.
Ob die Krake nun ausgerechnet dank dieser EP überleben wird, sei dahingesagt, aber Fans von Emo und Core können sich definitiv mal an THE SUNWASHED AVENUES probieren. Trotz zahlreicher guter Ansätze und einem cleveren Verständnis für musikalische Gegensätze und Lärm aber bis zum nächsten Album nochmal ein wenig stimmiger werden, um nicht bei einem bloßen Aneinanderreihen von Riffs und Akkorden zu landen. Dann hätte ich auch nichts dagegen, den Vierer mal live zu sehen.
Kommentare
Sag Deine Meinung!