Die russische Band THE SULLEN ROUTE hat ihren Sound seit ihrem letztjährigen Album „Madness Of My Own Design“ nicht unerheblich weiterentwickelt. War ihr Debüt noch „eine annähernd einstündige Death/Doom-Eruption“, wie Kollege Christoph in seiner Rezension damals schrieb, setzen die Russen nunmehr auf rockige, treibende Rhythmen und abwechslungsreiche Riffs. Statt bleierner Schwermut hat also eine gewisse Leichtigkeit in den Soundkosmos Eingang gefunden – wenngleich Leichtigkeit hier sicher nicht für Unbeschwertheit steht.
Denn die Grundstimmung auf „Apocalyclinic“ ist nach wie vor düster, aber nicht mehr ganz so verzweifelt wie ehedem. Da gibt es neben pulsierenden oder gezupften, angezerrten Gitarren und den genannten rockigen Rhythmen ausladende Leads – und das verleiht den Songs statt epischer Trauer eher einen Fünkchen Hoffnung („Burial Ground“). In Songs wie „Tonight’s Avenue“ verzichten die Russen zudem weitgehend auf tonnenschwere Gitarrenriffs, verwenden in „Cynoptic“ dezente elektronische Klänge oder setzen wie in „Dune“ sogar eine Slideguitar ein. Übrigens einer der stärksten Songs und eine willkommene Abwechslung auf dem Album. Und auch wenn Frontmann Elijah hier seiner Stimme einen überwiegend tonlosen Gesang entlockt, verzichtet er dankenswerterweise komplett auf Klargesang. In den meisten Stücken grunzt er abgrundtief, was in meinen Augen dem Songmaterial erst den entscheidenden Biss verleiht.
Insgesamt ergibt dies eine interessante Mischung, die wohl nur von einer Band erschaffen werden kann, die gerade einen Wandel durchmacht, der noch nicht abgeschlossenen ist. Mir gefällt das ausgesprochen gut – nicht zuletzt, weil „Apocalyclinic“ eine Reihe kompletter Songs beinhaltet, die einerseits gut ins Ohr gehen, andererseits aber nicht all ihre Geheimnisse beim ersten Hören preisgeben. Übrigens auch ein Verdienst des zwar knalligen, aber nicht klinischen Sounds. Schön gemacht, das Album, und genau das richtige für die düstere Jahreszeit.
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