Eigentlich könnte diese Rezension aus nur einem einzigen Halbsatz bestehen und würde doch alles Wichtige sagen: eine junge Truppe aus Deutschland, deren Mucke irgendwo zwischen Black Metal und Rock beinahe so interessant und eigenständig ist, wie es ihr Name – wohl einer der lässigsten seit langem – verspricht.
Doch gehen wir ein wenig ins Detail. THE STYX SHIPPING SOCIETY aus dem Fichtelgebirge präsentiert mit „City On Fire – Or How To Awake The Beast In Man“ ihr an der Spielzeit gemessen erstes „richtiges“ Album. Es möchte seine Wurzeln im Black Metal nicht verbergen, wildert aber noch stärker als die vorangegangene Mini-CD „A Grand Opening For A Coming End“ von 2008 in rockigen Gefilden. Unscharfe Schatten von potentiellen norwegischen Vorbildern wie SATYRICON circa zu „Volcano“-Zeiten (was die Rhythmusarbeit angeht), neueren DARKTHRONE oder gedrosselten CARPATHIAN FOREST huschen vorbei, ohne dass man ihrer habhaft werden könnte. Das Ganze zeigt sich sauber und organisch produziert, legt kaum (mehr) Wert auf Raserei und klirrende, bassarme Kälte, sondern setzt auf eine gute Portion Groove. Gelungen ist der Wechsel zwischen meist verständlichem Krächzgesang und gesprochenen, mit wahlweise leidendem oder aggressivem Unterton vorgetragenen Passagen, die über den eingängigen Tonfolgen gelegentlich sehr effektiv eingesetzt werden („Life Means To Fall – Life ALWAYS Means To Fall!“) und zusammen mit kleinen Details wie etwa Klatsch-Effekten den relativ eigenständigen Charakter der Musik verstärken.
Für eine Band, die erst seit 2007 aktiv ist, klingt das Material mit seinen abwechslungsreichen Arrangements insgesamt erstaunlich reif, ja im Vergleich zur vorangegangenen Veröffentlichung fast schon zu kopflastig. So hätte man sich – und das ist der einzig wirkliche, aber dafür größere Kritikpunkt an diesem Werk – ein wenig ausgelassenere Deibelei, mehr unbedachte Rotzigkeit und Arschtritt, wie sie etwa im kurzen „Leviathan Awakes“ und an ein paar anderen Stellen noch durchschimmern, gewünscht. Gut, auch das künstliche In-die-Länge-Ziehen des vielleicht besten, weil am weitesten zwischen fast poppiger Eingängigkeit und wütenden Einschüben pendelnden Stücks „Dancing Around The Hanging Tree“ mittels eines nicht besonders spannenden instrumentalen Hidden Tracks hätte nicht sein müssen. Aber das ist wohl Geschmackssache.
Schade, dass „City On Fire – Or How To Awake The Beast In Man“ somit das letzte Quäntchen Energie fehlt, um von einer attraktiven, nicht alltäglichen Black’n’Roll-Platte zur wahrlich begeisternden Angelegenheit zu werden, überzeugen die Vier von THE STYX SHOPPING SOCIETY doch mit ihrem recht unkonventionellen Konzept, das sich vom Bandnamen bis hin zur visuellen Komponente abseits der meisten (Black-)Metal-Klischees erstreckt.
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