Gute Musik erkennt man auf MTV normalerweise nicht nur daran, dass kein tanzender Hase durchs Bild läuft, sondern auch dass die Akteure auf der Bühne kaum älter als volljährig sind und ausnahmslos aus England kommen. Was in den 90ern noch ein Sündenpfuhl schlechter Dancemusik war, züchtet heutzutage Indiebands am laufenden Band, von denen sich wirklich viele hören lassen können. Und die auf jeden Fall zu dem besseren Fremdeinfluss gehören, der die deutsche Kulturlandschaft gerade beeinflusst. THE SOUND EX aus Newcastle versuchen nun auch in diese Nische zu schlüpfen, passen aber merkbar in die Metal.de-Zielgruppe, da eine derbe RocknRoll-Breitseite auf dem zweiten Album „Palomino“ die Moshbarkeit merklich betont.
Wobei aber auch eine gewisse Popsonghaftigkeit nicht unterschlagen werden soll. Der Kniff ist, dass jeder Song aus kaum mehr als zwei Themen besteht, diese aber sehr oft variiert werden und deswegen nicht nur Entwicklungen zelebrieren, sondern auch dynamisch wirken. So beginnt das Hauptthema von „Everything Will Be Fine“ wie die nächste Radioschnulze, mausert sich dank brillianter Bassspur dann aber zu einem gottgroovenden Monster, welches im Refrain in laut lärmende Gitarrenwände ausbricht und dabei nie aufhört mit Rhythmen zu spielen. Definitiv einer der gelungeneren Songs.
Leider klappt das aber nicht immer so gut. Der Haken ist, dass man der Band eine gewisse Jugendlichkeit nicht abstreiten kann, die sich dann auch im Songwriting auswirkt. So passen manche Breaks und Übergänge mal nicht zusammen, oder sind schlicht und einfach schon zu oft gehört und langweilig. Eine letzte Aufwertung erfährt die Platte dann aber immerhin noch durch soulige Blueseinlagen wie in „KIMB“, die man der Band 100protzentig abnimmt und die auf jeden Fall ehrliche Höhepunkt von „Palomino“ markieren – selbst wenn Zitate von OASIS oder NIRVANA offensichtlich sind.
Hören kann man das zweite Album der Briten aber trotzdem. Wenn man nicht zuviel erwartet macht die Platte ne Menge Spaß und brilliert vor allem durch Dynamik und großartige Bassspuren. Etwas verstörend ist jedoch, dass einem „Palomino“ trotz der geringen Spielzeit von einer knappen Dreiviertelstunde immer noch etwas zu lang vorkommt. Da muss im Nachfolger etwas mehr Spannung her.
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