The Sins of thy beloved - Perpetual Desolation

Review

Ein glassphärisches Zittern und eine Violine als würde sie sämtliche Herzsehnen zum Schwingen und Zerspringen bringen wollen… so beginnt das trauervoll-tanzende Tonfest und nur so bildhaft dürfte man sich dem Werk nähern und selbst dann wäre der Klang noch vielfach ehrlicher, fantasiefreier und tiefer als das stumpfe Rezensenten-Wort… Jedenfalls lebt diese Musikgeschichte von all den menschlichen Kontrasten und dementsprechend vielschichtig und verwinkelt wird sie dargeboten, verliert dabei aber manchmal das Überschaubare aus dem Sinn. Ansonsten kommt man der Perfektion aber ziemlich nahe: ob da jetzt die Gitarre mächtig Druck macht, dazu höllenhundmäßig geknurrt wird, dieser Virtuose über die Geige fegt und die Holde einstimmt während die beiden Keyboarder all die mögliche Atmosphäre aus ihren Tasten herausholen oder gar neoklassische bis ambienthafte Intermezzi zelebrieren… Man kann nicht nur erkennen, daß sich hier jedes der sieben Bandmitglieder einbringt, nein, sie bzw. ihre (unterschiedlich scheinenden) Fragmente greifen auch (fast immer) nahtlos ineinander. Die Produktion ist dabei geradezu märchenhaft, spart aber auch nicht mit zeitgemäßen Effektenspielereien, ja, und so kann Gothic-Metal anno 2000 tatsächlich klingen: meinem Empfinden nach eint dieser Epos all die Essenzen des Gotik-Begriffes und doch oder gerade deshalb ist man „musikalischen Klischees“ fern. Das kann natürlich nicht ausschließen, daß die Texte – wie häufig bei von Theatre of Tragedy „abstammenden“ Gruppen – doch nah an der Grenze zwischen intensiver Gefühlsdramatik und unliterarischer, peinlich-pathetischer Duselei rühren… aber vielleicht gehört das ja auch dazu. Allerdings muß man sich doch mal fragen, ob da so manche Plattenfirma ihren Bands mittlerweile nicht etwa nahelegt Cover mit dieser billigen Ästhetik auf den Betrachter loszulassen (wer diese nötig hat, wird sich dann wohl auch über das Gestöhne/Lustschreien im ersten Stück freuen dürfen). Was dem Album aber am Ende wirklich die 9 Punkte nimmt, ist, daß nach „The flame of wrath“ und „Forever“ doch ein wenig die ergreifenden Momente bzw. die schneidenden Melodielinien zu vermissen sind.

15.04.2000
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