Ganze Musikstile sind nur dadurch entstanden, dass junge, mit der Welt unzufriedene Musiker plötzlich gegen herrschende Umstände rebellierten. Ob gegen den Krieg, gegen Kapitalismus oder gegen verkalkte Gesellschaftsstrukturen – Themen gab und gibt es genug. Gefährlich wird es aber, wenn man meint, die Welt mit seinen banalen Adoleszenzproblemen vertraut machen zu müssen, und das zu ebenso banaler Musik.
Laut Presseinfo hat S. Kristiansen über 50 Lieder bei sich daheim aufgenommen. Als ein befreundeter Musiker diese Aufnahmen hörte, organisierte er sofort den Kontakt zum Label und stellte eine Band auf die Beine. So wurden 14 Lieder im Studio erneut aufgenommen, und wenn ich ehrlich bin, hätte man das besser gelassen. Sowas spielt man vielleicht daheim ein paar Freunden oder der Geliebten vor, aber mich interessiert nicht die Bohne, ob der junge Mann seine Freundin wirklich liebt, dass sie die einzige für ihn ist (und gefühlte 300 Stücke später immer noch) oder ob er sich für einen Versager hält. Ein guter Teil der Stücke sind allein Liebeslieder, und dann noch dermaßen einfallslos: Das ist einfach zu viel für mich. Pennälerlyrik durch und durch, wie sie grausamer kaum sein könnte. Liebesschmerz, Weltschmerz, Liebesschmerz, Liebesschmerz, Weltschmerz, Liebesschmerz – merkt ihr was?
Ähnlich verhält es sich mit der Musik: Irgendwo im Garagenrock der 60er ist THE SETTING SON anzusiedeln, was musikalisch keine Höhepunkte verspricht. Verzerrte Gitarren, ein paar psychedelische Akkorde. Die Produktion ist gut, vor allem der Bass ist gut hörbar, die Stimme passt wunderbar zur Musik, soweit weiß alles zu gefallen. „Auf den Punkt“ sind die Arrangements laut Presseinfo: Würde mich eher wundern, wenn das bei einer durchschnittlichen Spielzeit von etwas mehr als zwei Minuten anders wäre. Die selbe Geschwindigkeit in einem fort, die Harmonien ähneln sich verdächtig – und das über 14 Stücke hinweg. im Prinzip sollte ich mich darüber freuen, wenn man bedenkt, dass der gute Herr K. über 50 in petto gehabt hätte. Gut, ich muss relativieren: Richtig schlecht ist hier, von den Texten einmal abgesehen, eigentlich nichts. Die ersten beiden Lieder hört man sich noch gerne an, aber beim dritten sucht man nach der Abwechslung, beim vierten ist man genervt und beim fünften gibt man es endgültig auf.
Wahrscheinlich sollte man THE SETTING SON einem breiteren Publikum vorstellen, allerdings nur in Auszügen (auf einer Single merkt ja keiner, wie langweilig das Album ist). Kann gut sein, dass er in irgendwelchen Indie-Pop-Charts gute Chancen hätte. Im Zuge der Wiederbelebung und des Aufschwungs der ganzen THE-SOWIESO-Bands wird sich vielleicht ja der eine oder andere Jugendliche oder junge Erwachsene aus Kreisen der Arafat-Gedenkschal-Fraktion bemüßigt sehen, dieser Platte seine Aufmerksamkeit zu schenken.
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