The Safety Fire - Mouth Of Swords

Review

Ich muss zugeben: Ich war echt gespannt, wie es mit den Briten THE SAFETY FIRE nach ihrem Debut „Grind The Ocean“ weitergehen würde: Das vor eineinhalb Jahren erschienene Album hatte mich mit seinem ungezügelten Experimentier-Drang, seiner Fülle an schrägen progressiv-metallischen Ideen und seinem eigenwilligen Klang komplett umgehauen – machte es dem Fünfer damit aber schon absehbar schwierig, daran anzuknüpfen. Ein zweites „Grind The Ocean“ hätte THE SAFETY FIREs Wahnsinn vermutlich den Zauber und den Eindruck der Flexibilität genommen – dagegen könnten sich die jungen Musiker wohl kaum weiter „steigern“, ohne endgültig die Grenze des Hörbaren zu überschreiten.

Nun ist „Mouth Of Swords“ gerade erschienen und ich muss voller Ehrfurcht erkennen: Alle Bedenken waren unbegründet. Die gute Dreiviertelstunde tritt den Beweis an, dass man als Prog Metal-Band auch nach einem Monster wie „Grind The Ocean“ a) sich nicht wiederholen muss, um b) spannend zu bleiben und dabei c) trotzdem seine Trademarks behalten und weiterentwickeln kann. THE SAFETY FIRE klingen mit ihren charakteristischen Gitarrenläufen, den Jazz-Akkorden, den teils wenig bis überhaupt nicht nachvollziehbaren rhythmischen Figuren und dem eigenwilligen (oft zweistimmigen) Gesang Sean McWeeneys immer noch nach THE SAFETY FIRE – und klingen im Gesamtbild doch ganz anders als auf ihrem Debut.

Ich habe ein Weilchen gebraucht, um mit dem Finger auf die Gründe für diese Unterschiede zeigen zu können. Da wäre zunächst, dass THE SAFETY FIRE ihren polyrhythmischen Wahnsinn etwas im Zaum halten – sicher, es gibt genügend Passagen auf „Mouth Of Swords“, die mir die Kinnlade herunterklappen, aber insgesamt ist die Musik der Briten etwas zugänglicher und nachvollziehbarer. Das mag auch daran liegen, dass die Geschwindigkeit nicht nur im Schnitt etwas gedrosselt ist, sondern die neun Songs im Ganzen homogener wirken.

Der entscheidende Unterschied zu „Grind The Ocean“ ist aber, dass THE SAFETY FIRE – man könnte meinen, als Kompensation des zurückgeschraubten technischen Anspruchs und Wahnsinns – das Feeling ihrer Musik weiter in den Vordergrund gerückt haben. War „Grind The Ocean“ ein vor musikalischen Überraschungen sprühender Schnellzug, der den geneigten Hörer noch überfahren hatte, bevor dieser die Möglichkeit hatte, atmosphärisch einzutauchen, ist „Mouth Of Swords“ eine unerbittliche Walze, die seinem Opfer vorher eine emotionale Dimension öffnet, die dieses dann auch genießen kann. Bestes Beispiel hierfür ist wohl die Ballade des Albums „Wise Hands“, die ohne verzerrte Gitarren auskommt und trotzdem stimmig wirkt.

Alles in allem schaffen es THE SAFETY FIRE mit ihrem Zweitling erneut, ihre Hörer zu überraschen, ohne auch nur eine Sekunde Zweifel daran zu erlauben, dass man es hier mit einer Versammlung visionärer und vor allem integrer Künstler zu tun hat, die schon seit ihrem Debut genauestens wissen, was sie tun.

07.09.2013
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