The Ruins Of Beverast - The Thule Grimoires

Review

THE RUINS OF BEVERAST enttäuschen einfach nie! Eine Feststellung, die ich schon bei den ersten Klängen von „The Thule Grimoires“ treffen musste. Ist der Weg zum Album des Jahres quasi schon vorgezeichnet? So einfach ist es natürlich nicht, auch wenn das sechste Album von Alexander von Meilenwald (TRUPPENSTURM, ex-NAGELFAR) ein würdiger Nachfolger von „Exuvia“ ist.

THE RUINS OF BEVERAST bleiben THE RUINS OF BEVERAST

Festhalten lässt sich nach wenigen Minuten bereits, dass THE RUINS OF BEVERAST weiter eine ganz eigene Mischung aus Black- und Doom Metal zelebriert. Aber eben auch, dass die Einmannband einer stetigen Entwicklung unterzogen ist. Von „Exuvia“ geblieben sind folgerichtig die Basics, die zielgerichtet zu einer dichten Atmosphäre verwoben werden. Chorale Gesänge, Krächzen, Growls, typische Meilenwald-Gitarrenarbeit und plötzlich eingestreute Black-Metal-Attacken, die sich stürmisch ihren Weg durch das ansonsten engmaschige Dickicht bahnen. Gekonnt kombiniert mit einzelnen experimentellen Ansätzen bietet „The Thule Grimoires“ einiges zu entdecken, obwohl es auf den ersten Blick gar nicht so neu wirkt.

Doch THE RUINS OF BEVERAST befindet sich in einem stetigen Wandel, der zwar nur minimal ist, aber große Auswirkungen auf die jeweilige Stimmung hat. „The Thule Grimoires“ ist erneut introvertiert, erinnert weit mehr an feucht-warme Gemäuer den an eisüberzogene Landschaften. Gleichermaßen ist die Klanggeschichte permanent durchzogen von gewaltigen Spannungsbögen, atmosphärisch ausufernden Momenten und einer gewissermaßen mystischen Stimmung, die auch nach etlichen Hördurchläufen noch das Gefühl weckt, vor verschlossenen Toren zu stehen.

„The Thule Grimoires“ ist kein Spaziergang – steckt aber voller spannender Details

Dass macht „The Thule Grimoires“ nicht gerade zum Spaziergang. Aber wir sprechen hier schließlich von THE RUINS OF BEVERAST und entsprechend fordernd und reich an Entdeckungspotenzial ist das Werk auch geworden. Wirkt es in den ersten Sekunden noch abweisend, ist die Bedrohung, sich in den vielen Details, Nuancen und Schattierungen des Werk zu verlieren, riesig. Gleichzeitig reißen einen zahlreiche erhebende Momente immer mal wieder aus der Hypnose – allein der Klargesang in „Anchores In Fures“ ist unglaublich einnehmend. Dass mit Synthies, ein paar verzerrten Samples und weiteren kleinen Spielerein die Stimmung immer weiter verdichtet wird, fällt dabei sogar erst im zweiten oder dritten Moment auf.

Es wäre unfair „The Thule Grimoires“ jetzt schon mit „Exuvia“ zu vergleichen. Denn beides sind außergewöhnliche Werke eines außergewöhnlichen Musikers, die auch beim Hörer Zeit zum Reifen benötigen. Gemessen daran, dass ich bis heute immer wieder neue Momente auf „Exuvia“ finde, bleibt bald vier Jahre danach, das sechste Album nur im Hier und Jetzt zu bewerten. Dabei ist trotz der im Vergleich erneut etwas anderen Atmosphäre und leichten Entwicklungen festzuhalten, dass eines auf alle THE RUINS OF BEVERAST-Alben zutrifft: Es ist bereits jetzt einnehmend und spannend, aber es lässt noch Raum neue Nischen und Ecken zu finden, die einem zuvor Verborgen geblieben sind – und das macht es so besonders.

Achja: Album des Jahres? Möglich ist es auf alle Fälle.

30.01.2021

Chefredakteur

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