THE ROXX ist eine Münchner Band, die 1984 im Zuge des New Wave Of British Heavy Metal von Sänger und Songwriter Bill Itch gegründet wurde. Nach einigen Auflösungen und Neubesetzungen wurde 2006 mit der „Trigger“-EP der aktuelle Bandzyklus eingeleitet. „Unleash Your Demon“ war 2007 dann nur so mittel. „Ironic Truth“ war 2009 plötzlich bemerkenswert besser. Und jetzt, vier Jahre später, habe ich das Vergnügen mit „To Heaven With Hell“ das Rockalbum mit dem gefühlt mächtigsten Openingriff des Jahres zu rezensieren. Wahnsinn! An „Shampain“ zeigen sich die vielen Stärken und wenigen Schwächen der Platte in ihrer Reinform. Zu den Schwächen komme ich später. Aber was die Stärken angeht, kann man nüchtern feststellen: Hammer, sind das Riffs.
Und das meine ich nicht im Sinne der lokalen Dorfkombo, die jede zweite Zeile von einer anderen 80er Band abgeschrieben hat. Was ich THE ROXX neben ihren Gitarrenbrettern und der sympathischen Tendenz, Songs mit einem irren Basssolo einzuleiten, am meisten anerkenne, ist ihr größtenteils geglückter Versuch Abwechslung in ihre Platte, und damit auch in das normalerweise recht starre Genre, zu bringen. Erfüllen die ersten beiden Lieder noch alle Erwartungen die man an eine Hard Rock Scheibe anlegt, brechen anschließend fantastische Fremdeinflüsse in die gewohnten Schemata ein. Wie etwa „A Touch Of Grey“, dessen Hauptriff mit starkem Violineneinsatz ein wenig an SUBWAY TO SALLY zu guten „Bastard“-Zeiten erinnert. Oder der Titeltrack, bei dem man die NWOBHM-Vergangenheit derart ausgelebt hat, das Sänger Bill Itch sogar ein wenig nach Bruce Dickinson klingt. Und natürlich das mordsgroovende „Goodies For My Tool“, das dank stilsicherer Banjo-Untermalung auch VOLBEAT gerne auf ihrem neuen Album gehabt hätten.
Die Schwachstellen fallen bei so viel innovativem Gebolze deutlich weniger ins Gewicht. Am auffälligsten ist wohl, dass einige Songs nur mühsam über die Fünfminutenmarke kommen, ohne gegen Ende einen leichten Hänger zu haben. Spannungserzeugende Akkordmodulationen waren noch nie die größte Stärke der Münchner gewesen. Außerdem funktioniert mit „E Nomine“ eine der experimentiveren Nummern weniger gut als gewünscht, und auch die oft eingesetzte Violine wirkt sich ab und zu destruktiv auf die Luftgitarren-Atmosphäre aus. Es ist nett, dass eine Rockband mit so einem vergleichsweise untypischen Instrument für Abwechslung sorgen will, aber andere Besetzungen wie REGICIDE haben das insgesamt cleverer gemacht.
Nichtsdestotrotz ist „To Heaven With Hell“ ein Rockalbum auf internationalem Niveau mit einer Menge starker Ideen und einer bemerkenswerten Steigerung zum ohnehin schon nicht verkehrten Vorgänger. München hat ne Menge guter Clubs, hab ich mir sagen lassen. Wenn THE ROXX in einem von ihnen spielen, sollte das definitiv ein Standortvorteil sein.
Kommentare
Sag Deine Meinung!