The Rotted - Get Dead Or Die Trying

Review

Stolze drei Jahre sind vergangen, seit GOREROTTED ihr letztes Werk „A New Dawn For The Dead“ auf die Menschheit losgelassen haben. Doch jetzt ist die Wartezeit vorbei und alle Freunde der gepflegten Prügelei können aufatmen, „Get Dead Or Die Trying“ steht im Plattenladen zur Abholung bereit.
Doch halt! Mit GOREROTTED ist jetzt nix mehr, die Bande hatte wohl genug von Besetzungswechseln und sonstigem Businesskram. Glück nur für die Jungs, dass mit den neuesten Musikern auch ein frischer Wind in die Band kam. Ansonsten würde hier vielleicht das Review zu irgendeiner Power-Metal-Band stehen und nicht das zur neuen Scheibe von THE ROTTED. Genau, so heißen GOREROTTED nämlich ab sofort.

Und der Gore/Grind/Schlagmichtot gehört jetzt auch endgültig der Vergangenheit an. Was sich auf der letzten Veröffentlichung schon abzeichnete wird nun blutiger Ernst. Die Abkehr vom Fiktiven, hin zur Realität. Denn die ist ja bekanntlich sowieso viel brutaler als alles Erfundene.
Und um dies auch standesgemäß zu vertonen, mussten die Jungs natürlich auch ein bisschen am Soundrädchen drehen. Herausgekommen ist dabei ein erdiger Mix aus all den Einflüssen, die man so als von aggressiver Musik besessener, (mehr oder weniger) junger, weltoffener, Londoner Drogenliebhaber haben kann. Das heißt: Mehr Straße! Mehr Punk, mehr Hardcore.
Doch was „Get Dead Or Die Trying“ wirklich interessant macht, ist die gekonnte Kombination dieser Stile mit gutem alten Death Metal, sowie auch Black Metal. Death-Black-Hardcore-Punk-Ichmacheuchallefertig-Metal sozusagen. Alles sehr „Brutalitätsdienlich“. Getreu dem Motto: Gespielt wird, was extrem macht.
Eigentlich müssten THE ROTTED nach Definition des Stils ja als Metalcoreband angepriesen werden. Doch da dieses Label schon von Emodeath- bzw. Pop-Metal-Bands benutzt wird, bleibt für unsere englischen Krawallfreunde nur noch die Bezeichnung Extremmetal.
Diese fasst auch viel besser zusammen, worum es bei THE ROTTED geht. Aus allen (Extrem-) Genres etwas, und Texte, die das raue Leben beschreiben. Das soll aber nicht bedeuten, dass es in den Songs nicht auch mal gemäßigtere, um nicht zu sagen schöne Parts gibt. „A Return To Insolence“ zum Beispiel groovt vor sich hin, bis eine relaxte, leicht an DEATH erinnernde Gitarrenmelodie, unterlegt von herben Blasts das Ruder übernimmt. „A Brief Moment Of Regret“ oder „28 Days Later“ (aus dem gleichnamigen Film) sind gar reine Instrumentals. „Fear And Loathing In Old London Town“ glänzt mit melodischer CRADLE OF FILTH-Einlage, was auch daran liegen kann, dass deren alter Gitarrist Gian jetzt mit von der Partie ist.
Um den Ruf der Band aber nicht völlig zu ruinieren, es wird auch gemörtelt. So fängt besagter Song mit einem ultraklirrenden Black-Metal-Riff an, welches WAR alle Ehre machen würde. Nur viel sauberer gespielt versteht sich. Überhaupt verstecken sich hinter den rauen Fassaden aus Blasts und Hardcoreohrfeigen erstaunlich gute Musiker. Man muss sich nur trauen.
Aber wie es aussieht läuft jetzt vieles anders bei den Engländern. Soll Kollege Thomas etwa doch noch Recht behalten mit seiner Äußerung, die Band würde erwachsen werden?

Wer auf brutale Musik mit kranken, allerdings aus der Realität gegriffenen Texten steht, sollte „Get Dead Or Die Trying“ auf jeden Fall mal probehören. Mich hat das Album jedenfalls beeindruckt, weshalb ich (nach längerem Überlegen ob jetzt sieben oder acht Punkte) auch mal wieder zur höheren Note greife. Verdient haben es THE ROTTED definitiv.

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09.07.2008

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