The Rods - Rattle The Cage

Review

Soundcheck Januar 2024# 21

Wenn eine Band vor mehr als 40 Jahren ihre erfolgreichen Alben auf den Markt gebracht hat und 2024 mit einem neuen Longplayer um die Ecke kommt, ist erstmal Skepsis angebracht. THE RODS lieferten LPs wie „Wild Dogs“, „In The Raw“ oder „Rock Hard“ und wurden, ähnlich wie RIOT mit Mastermind Mark Reale, trotz der New Yorker Herkunft, gerne in den Topf der NWoBHM geworfen. Zwischen Hard Rock und Heavy Metal war die Band unterwegs, bis sich 1986 die Wege trennten. Seit 2008 sind THE RODS wieder aktiv und veröffentlichen 2024 mit „Rattle The Cage“ einen neuen Longplayer.

Was kann der Cousin von RONNIE JAMES DIO?

Kopf von THE RODS ist David „Rock“ Feinstein, ein Cousin von RONNIE JAMES DIO. Wer Musik in Anlehnung an den großartigen Sänger erwartet, der sollte nicht THE RODS auf den Plattenteller legen. Das Trio um Feinstein liefert seinen eigenen Musikstil, der nach wie vor zwischen Hard Rock und US Metal angesiedelt ist.

Der Opener nennt sich „Now And Forever” und lässt schnell gespielten Hard Rock mit einer rotzigen Attitüde und Keyboard-Untermalung auf die Ohren los. Der Refrain lädt zum Mitsingen ein und die Nummer würde sich genauso gut auf einer Hard-Rock-Scheibe aus den 80ern machen. Das Keyboard verschwindet bei „Wolves At The Door“, es wird metallischer und düsterer, wenn der Wolf an die Tür klopft. Mit gedrosselten Tempo, fast schon schleppend, kommt „Cry Out Loud“ aus den Boxen, der Refrain bleibt düster und wird mehrstimmig vorgetragen.

Bereits vorab veröffentlichten THE RODS die Single „Rattle The Cage“. Ähnlich wie beim Opener gibt es Musik zwischen Hard Rock und US Metal, wobei das Pendel mehr in die rockige Richtung fällt. In diesen musikalischen Gefilden toben sich THE RODS auf „Rattle The Cage“ aus: Ob eingängiger Hard Rock („Can’t Slow Down“, „Play It Loud“), US-Metal im 80er Jahre Style („Metal Highways“, „Heart Of Steel“) oder Keyboard-lastige Rock-Musik („Hell Or High Water“, „Shockwave“): THE RODS vermeiden größere Überraschungseffekte.

Noch einige Worte zu den Lyrics auf „Rattle The Cage“. Das vor allem US-Metal-Bands gerne mit Plattitüden um sich werfen, ist nicht neu. Bei Zeilen wie „Wir werden kämpfen, um unsere Freiheit zu bewahren, wir sind Krieger der Welt, bewahre unsere Ehre für immer“ stellen sich die Nackenhaare nach oben. Wer sich an Phrasendrescherei und den einzig wahren Heavy-Metal-Weg stört, sollte nicht zu tief in die lyrischen Ergüsse von THE RODS abtauchen.

„Rattle The Cage“ bewegt sich zwischen Plattitüden, Hard Rock und US-Metal

Das neue Werk von THE RODS liefert keine neuen Räder oder experimentierfreudige Musik. Das ist bei einer Band, wo der Hauptprotagonist bereits mehr als sieben Jahrzehnte auf der Lebensuhr hat, auch nicht zu erwarten. Das Material bietet insgesamt wenig Abwechselung, die Gitarren kommen simpel gestrickt daher, sodass das vom Titelsong vorgegebene rütteln am Käfig nicht stattfindet. Nummern wie das dunkle „Cry Out Loud“ haben Seltenheitswert. THE RODS bleiben primär bei ihren Leisten zwischen Hard Rock und Heavy Metal, genau dort wo die Herren in den 80ern zu verorten waren. „Rattle The Cage“ dürfte vor allem etwas für die Fanbase von Feinstein und Co. sein, die auch heute noch Werke wie „Wild Dogs“ mit großer Euphorie auf den Plattenteller legt.

 

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12.01.2024

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2 Kommentare zu The Rods - Rattle The Cage

  1. Uninvited Guest sagt:

    Fun Facts: Carl Canedy war als erster Drummer bei Manowar aktiv, ein gewisser Joey DeMaio hat vor Manowar mit David Feinstein zusammen gearbeitet. Liegt wohl an den New Yorker Roots. Vlt hat die inhaltliche bzw textliche Sache da etwas nachhaltig abgefärbt 😀

  2. Werner sagt:

    Hallo Jürgen,
    ich kann deine Meinung nicht teilen – ich fand die älteren Scheiben von denen schon meistens klasse, die neue hat mich jedoch vollkommen zerlegt – zumal der Sound hier alles wegbretzelt und da eine Energie drinsteckt, daß ich schier unter Strom bin beim Hören.

    Unfaßbar, daß da jemand mit 70 plus am Werk ist, das Dingen hämmert rein, als ob wären da richtig hungrige junge Burschen am Werk – eines der drei besten Alben, daß ich in diesem Jahr bisher zu hören kriegte, wenn nicht sogar das Beste! (könnte mich da zwischen der neuen Caligulas Horse und den Rods nur schwer entscheiden – zumal musikalisch unterschiedliche Baustelle).
    Wie auch immer – The Rods kommen mit einem Sound daher – ich testete es an vielen meiner Anlagen – der paßt und knallt auf den Punkt, da rollt die Bassgitarre in die Eingeweide und steht der Gesang glockenklar im Raum und hämmern die Drums das Bauchfell platt – klasse. So was erlebe ich in dem Genre immer seltener, das Mastering ist perfekt.

    Die Mucke reißt mit , kein Lückenfüller und lief bei mir tagelang auf Dauerrepeat!!! Nehm ich sogar zum Testen von Lautsprechern her – hatte gerade diese Woche von einem Filmproduzenten Besuch und dem das Ding um die Ohren gehauen, der war sichtlich angetan – kannte the Rods nicht und kommt eher aus dem harten Bereich wie Kreator, Traitor und Arch Enemy.

    Ich wünsche mir viel mehr so energetische Scheiben – die mich mitreißen und ein Lachen ins Gesicht zaubern.
    Das rockt die Hütte! Und das ganze ohne Clipping und DR Kill und Ecken im Goniometer.

    Ich ziehe meinen Hut vor The Rods und wundere mich, daß die nicht viel bekannter sind.

    10/10