„Die Zeit macht alles kaputt“, so weit, so gut. Um diese an sich recht banale Erkenntnis aber wenigstens schön zu verpacken, verleiht der Amerikaner Chris „Mordrid“ Hathcock ihr durch die Übersetzung ins Französische einen etwas romantischeren Anstrich. Das passt gut zur düster-melancholischen Nachdenklichkeit, die auf diesem dritten Solo-Album des „Verschwiegenen“ vorherrscht. Es dominieren weitestgehend ruhige und akustische Klänge, die immer wieder von eruptiven Metal-Riffs kontrastiert werden. Die Ähnlichkeiten mit OPETH, aber auch PORCUPINE TREE sind dabei sicherlich alles andere als zufällig.
Die Musik von THE RETICENT lebt von ihrer atmosphärischen Dichte. Hathcocks warme Stimme transportiert ebenso viel Gefühl wie sein leider streckenweise etwas zu trocken produziertes Drumming. Dagegen kommen seine spieltechnischen Fähigkeiten an Gitarre und Bass nicht über gutes Mittelmaß hinaus. Die Songs sind ordentlich komponiert und arrangiert, leiden aber ein wenig unter dem omnipräsenten Ambient-Charaktere. Echte Highlights sind rar gesät und auch markante Eckpunkte, die den einzelnen Songs eine unverwechselbare Note verleihen, sucht man vergebens. So klingt „Le Temps Detruit Tout“ immer recht angenehm, aber gleichförmig und unspektakulär.
Sehr hübsch sind die Gestaltung des Booklets und das Cover-Artwork geraten, auf dem statt des eigentlichen Titels leidiglich eine mathematische Formel unter dem Bandlogo prangt, die Kenner als Beschreibung der Heisenbergschen Unschärferelation identifizieren können. Auf welche Art dieses Grundprinzip der Quantenmechanik jedoch mit der Vergänglichkeit aller Dinge als Titel und Thema des Albums verbunden sein soll, erschließt sich mir nicht so ganz (sachdienliche Hinweise dürfen gerne in Kommentar- oder E-Mail-Form übermittelt werden).
Als Bonus-Tracks gibt es mit „With Folded Arms“ ein A-Capella-Experiment, das an gregorianische Mönchsgesänge erinnert, sowie mit „Losing My Religion“ ein solides, wenn auch nicht brilliantes REM-Cover. Diese runden eine solide und atmosphärische Scheibe ab, die als unaufdringliche Hintergrund-Stimmungsmusik gut funktioniert, bei der aber insgesamt zu wenig hängen bleibt, um vollends überzeugen zu können.
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