Was in drei Teufels Namen ist ein „roter Akkord“? Wenn ich den Brüllaffen der unter jenem Namen firmierenden U$-Amis so an den Lippen hänge, drängt sich mir die Vermutung auf, hinter diesem Namen verberge sich eine knochenharte Vertonung jenes berühmten roten Tuches, auf dessen peitschenden Reiz hin der Stier in Richtung Matador sprengt – wobei dem Quintett die Rolle als Stier eigentlich midestens ebenso zu Gesicht stünde. Denn jäh und zornig rammen The Red Chord dem verdutzten Torero von der ersten Sekunde an derart krachend den Schädel in den Thorax, dass die Mütter auf den Rängen erschrocken die Augen ihrer Schutzbefohlenen in den Busen pressen. Eine Vorstellung fast auf CRYPTOPSY-Level hatten wohl die wenigstens der Gäste erwartet. Rasend, und doch in dieser Hölle einer technischen Eleganz nicht entbehrend, schnaubt der Stier mit großen Lehrmeistern wie CARCASS und NILE um die Wette, behält sich jedoch noch ein stückweit mehr Wurzeltreue zu den nährstoffreichen Gefilden des Hardcores vor, die angesichts der bewahrten Rohheit der Melange zurecht die Bezeichnung Grindcore verleihen dürfen. Und trampelt unser gehörnte Derwisch mal nicht unter Starkstrom durch die Arena, tänzelt er überaus präzise – aber nicht minder kraftberstend – über eines der zahlreichen Hyperspeed-Breaks oder durch irgeneine musikalische Hochfinesse. Im Unterschied jedoch zu oben erwähnten Koryphäen der 60min-Hubschrauber-Blastbeat-Fraktion schocken The Red Chord den Gore-Fan mit zärtlichen Akkustik(!)-Einsprengseln selbst in 1:52min-Songs („L Formation“)! Und in der Tat – wen, wie mich, Cryptopsy in permanenter Rotation trotz aller propagierter Härte auf Dauer entkräften, der könnte in The Red Chord ein mehr als befriedigendes Äquivalent finden: Den Songstrukturen ist im allgemeinen besser zu folgen, der Blastbeat ist wirklich nur die Ultima Ratio der Dynamik – vor der allerdings nicht selten zurückgeschreckt wird. Dazwischen aber bieten sich der Band jede Menge Gelegenheit für Sperenzchen unterschiedlichster Art und Geschwindigkeit – und meist allererster Güte. Und keine Angst: Alles in allem regiert die rohe Gewalt die Corrida; cleane Vocals, so scheint es, kämen hier der Kapitulation des rasenden Stiers gleich. Olé!
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