The Red Chord - Clients

Review

Rauschte das Debüt aus dem Jahre 2002 noch völlig an meinen ahnungslosen Ohren vorbei, trifft mich der Dampfhammer „Clients“ nun mit voller Wucht mitten in die Gehörgänge.
Nachdem das Debüt „Fused Togehter In Revolving Doors“ haufenweise gute Kritiken einsacken konnte und sich zudem enorme 25 000 mal verkaufte, schaltete Metal Blade am schnellsten und sicherte sich die Dienste des Fünfers aus dem Norden vom Massachusetts.
Wütender und abwechslungsreicher als sein Vorgänger prügelt Drummer Brad Fickeisen (nein, kein Schreibfehler!) seine Mitstreiter durch die elf Songs. Diese sind immer wieder mit kleinen technischen Finessen gespickt, ohne jedoch in die mathematische Welt von Bands wie CRYPTOPSY oder NECROPHAGIST abzudriften. So fließen immer wieder teilweise fast schon jazzige Anleihen ins Songwriting ein, die mich nicht selten an die göttlichen DILLINGER ESCAPE PLAN erinnern. Vor allem die Gitarristen greifen ab und an in die Experimentierkiste, immer unterstützt von vertrackten und druckvollem Drumming. Jazzige Parts wie beispielsweise am Ende vom Opener oder bei „Upper Deck“ wechseln sich effektiv und Halswirbelunfreundlich mit heftigen Moshattacken („Hospice Residence“) um wiederum ins flotte Grindgeknüppel zurückzufallen. Auch der Gesang passt sich dem facettenreichen Songwriting an und lässt teilweise wieder an DILLINGER denken. Bis auf die cleanen Passagen bietet Sänger Guy Kozowyk aggressive Variabilität: er wechselt in den Songs häufig zwischen Gegrunze und hardcorelastigem Shouten und lässt auch gerne mal gekonnt Sprechpassagen einfließen.
In der US-Szene gelten THE RED CHORD als eine der einflussreichsten und durchschlagensten Crossoverbands zwischen Grind/Death Metal und Hardcore, was sie auch live in über 400 Shows in 14 Ländern unter Beweis stellen konnten. Diese Eingespieltheit merkt man gerade den vetrackten Passagen an. Diese sind immer nachvollziehbar, auf der einen Seite, weil sie nie zu ausufernd sind und THE RED CHORD wissen, wann sie einfach in den Arsch treten müssen. Auf der anderen Seite unterstützt die guten Produktion von Hatebreed/Shadows Fall Produzent Zeuss die Überschaubarkeit der Songs.
Haltet Ausschau nach Tourdaten, Metal Blade kündigt ausgedehnte Touraktivitäten an.
Wer brutal, hardcorelastig und experimentell in den Festivalsommer starten will, für den fällt das Fazit kurz aus: Kaufen, anhören, abgehen! Wer hingegen bei Bands wie HEAVEN SHALL BURN schon die Nase rümpft, weil sie scheuhklappenfrei durch mehrere Musikstile wildern, der wird bei den elf Songs von „Clients“ nur mäßig Spaß haben.

20.06.2005
Exit mobile version