The Puritan - Lithium Gates

Review

Da der ungwöhnliche Bandnamen THE PURITAN sich von den Puritanern ableitet und ein großes Onlinelexikon diese Menschen und ihre Ziele wunderbar knapp umreißt, hier ein Zitat aus Wikipedia:

Der Puritanismus war eine vom 16. bis zum 18. Jahrhundert wirksame Reformbewegung in England und Schottland, die für eine weitreichende Reformation der Kirche nach calvinistischen Grundsätzen eintrat. Die Bezeichnung „Puritaner“ wurde zunächst als Spottname gegen derart gesinnte Laien und Geistliche verwendet und leitet sich von ihren Forderungen nach einer „Reinigung“ der Kirche von „papistischen“, also römisch-katholischen, Lehren her (…) Seinen Höhepunkt erreichte er mit dem Sieg im englischen Bürgerkrieg und einer Errichtung einer puritanisch geprägten Republik unter Oliver Cromwell (…) Puritanismus wird heute auch als Synonym für „Moralismus“ verwendet, besonders im amerikanischen Sprachgebrauch oft pejorativ für alles und jeden, was „kalt, anämisch, kleingeistig, selbstverleugnend, heuchlerisch und nachtragend“ erscheint.

Abgesehen davon, dass die hier angewandte Interpretation christlicher Inhalte völlig konträr zu deren ursprünglichen Intentionen steht, ist auch abseits jeglicher religiöser Diskussion klar, dass der Puritanismus eine sehr bedenkliche und gefährliche geistige Strömung darstellt. Dies erfuhren die amerikanischen Ureinwohner, die von pseudochristlich-präfaschistischen weißen Siedlern systematisch betrogen und vernichtet wurden. Lange Vorrede, kurzer Sinn: ein echt übler Haufen, der unter frommem Fähnchen segelt und somit prädestiniert für die Rolle eines Namensgebers im metallischen Musikgeschäft.

THE PURITAN stammen aus Finnland und haben sich dem Soundtrack zu endloser Nacht, Drogen und Trüüübsinn verschrieben. Dem Doom nämlich.
Mit gnadenloser, langsam zermalmender Wucht schleppen sie sich auf ihrem Debütalbum durch elf Titel ihrer beim schwedischen Label I Hate Records veröffentlichten EPs „The Black Law“ (2005) und „The Puritan“ (2008). Im Schneckentempo kriechen die drei Hohepriester der geschwindigkeitsreduzierten Depression, unter denen sich Gerüchten zufolge auch Albert Witchfinder von den aufgelösten REVEREND BIZARRE befindet, durch (die) „Lithium Gates“.
Das lebensfeindliche puritanische Menschen- und Weltbild könnte keine passendere musikalische Umsetzung erfahren als dieses Album. Minimalistisch, nihilistisch, pessimistisch, genial. Selten, nur ganz selten beeindrucken mich Platten allein durch ihre Atmosphäre. „Lithium Gates“ schafft das. Ein Meisterwerk.

29.01.2009
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