The Picturebooks - List Of People To Kill

Review

Ob Magazine, Videos, Radiosender – wer vor ein paar Monaten die deutschen Indie-Rock-Promo-Kanäle verfolgt hat, könnte über THE PICTUREBOOKS gestolpert sein. Steine des Stolperns dürften in diesem Fall die Songs der zweiten Platte “Artificial Tears“ gewesen sein: Fiebrig vibrierende Songs, Gefahr andeutend, Spannung aufbauend. Songs, die so gar nicht nach deutschem Liedschreibertum oder an Hamburg geschulter Studenten-Disco klingen. Songs mit internationalem Flair und der nötigen Portion Eigenständigkeit. Wie oft kann man das schon über Neuveröffentlichungen behaupten? Wie oft über die Neuveröffentlichungen junger Hüpfer? Wie oft über die Neuveröffentlichungen junger deutscher Hüpfer? Eben, da kann man schon mal stolpern.

2009 sorgten THE PICTUREBOOKS bereits mit ihrem Debüt für so viel Aufmerksamkeit, dass sie Konzerte einiger internationaler Bands eröffnen durften. Darunter MILLENCOLIN und 65DAYSOFSTATIC. All das trotz mäßig hübschem Cover und nicht verleugneter Herkunft aus Gütersloh – intensives Anbiedern geht anders. Andererseits: Wer sein erstes Album “List Of People To Kill” nennt und gleich mit „Oheeooooo“, Noise-Effekten und Akustik-Gitarre losstampft, der demonstriert selbstbewusst die Bereitschaft für Spaß und Publikum. Fickt-euch-Attitüde bei gleichzeitigem Willen zur Massenverführung – da sind THE PICTUREBOOKS ganz klassisch Rock’n’Roll.

Überhaupt hört man natürlich die Vorbilder. THE PICTUREBOOKS tun nicht so, als hätte es STOOGES und Co. nie gegeben: Punk, Rotzrock, die riffgetriebenen, auf den Refrain ausgerichteten Songs – alles da. Trotzdem klingt “List Of People To Kill” frisch, roh, ungestüm. Vielleicht, weil das Trio – auch an dieser Stelle ganz klassisch DIY – das Musizieren nie bewusst gelernt hat, sondern alles mit Freundschaft und Lust am Krach anfing.

Den fetten Sound, gedoppeltes Schlagwerk inklusive, regelte übrigens Papa Grabke. Fynn-Claus, Sohn von Claus Grabke, singt und spielt Gitarre bei THE PICTUREBOOKS. Nicht nur der Sound mit seinen vielen offensiv eingesetzten Effekte erinnert an das letzte CLAUS-GRABKE-Album, sogar der Gesang klingt teilweise nach dem Vater. Über Album-Distanz wirkt die Stimme allerdings etwas zu eintönig. Überhaupt macht “List Of People To Kill” schon nach ein-zwei Songs einen etwas überhitzten Eindruck, das Pulver ist erst mal verschossen. Zwischendurch lässt dann wieder ’Machine’ aufhorchen, mit seinen kratzigen Gitarren und Effekten, die in ähnlicher Form teilweise schon auf GRABKEs “Deadly Bossanova“ zu hören waren – was dem Song nichts von seiner Durchschlagskraft nimmt. ’You Cannot Make It Right’ ist der Pop-Hit. ‘Marionette’ erinnert an BUSH. ‘Hustler’ covert einen Song der britischen Elektropop-Gruppe SIMIAN MOBILE DISCO.

THE PICTUREBOOKS schlagen auf “List Of People To Kill” einen großen Bogen, umarmen musikalische Einflüsse von gestern bis heute und drücken sie in eine Form, die nach ihrem eigenen Ding klingt. Schaut man sich die Kritikpunkte an, war es vermutlich nur folgerichtig, auf dem zweiten Album nicht noch mal plakativ das große Feuerwerk abzubrennen. Jetzt kann man gespannt sein auf den dritten Streich. Auf das Zusammenführen beider Ansätze oder einen neuen Haken. Gespannt jedenfalls. Wie oft kann man das schon behaupten?

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04.07.2010

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