Nun ist es ja weder im deutschen, noch im amerikanischen Raum etwas besonders einfallsreiches, wenn man im Band- oder Albumnamen ein Faible für Krähen hat. Ein wenig spaßiger wird es aber immerhin, wenn die verantwortliche Band nicht die übliche augenberingte Gothictruppe ist, sondern stattdessen in der Vergangenheit kramt und sich an ersten bluesigen Rockversuchen der 60er und 70er orientiert. Und da wären wir auch schon bei dem Fünfer von THE PARLOR MOB angekommen, der es mit seinem Debütalbum „And You Were A Crow“ sofort zu Roadrunner Records geschafft hat und 50 Minuten lang jene Musik zelebriert, an die man sich nicht nur gerne erinnert, sondern die man noch viel lieber wieder hört.
Um das Quintett jetzt aber nicht gleich in der Einleitung als Musikkopierer brandzumarken, sei gesagt, dass eine starke Tendenz nach früher zwar vorhanden ist, eine merkbar eigene und innovative Note aber ebenso. Mehr oder weniger werden Elemente vergangener Musik, wie die ersten brüchigen Rockriffs von JIMI HENDRIX, tief verrauchter ANTHONY NEWLEY Blues, oder Einflüsse des Stoner Rocks und BLACK SABBATHs erfolgreich in die Neuzeit konvertiert und zu dynamischen und in sich stimmigen Nummern verflochten. Dabei überwiegen zwar rockige Nummern, aber gerade die chilligen Bluesballaden machen auf „And You Were A Crow“ ganz schön was her. Klappert man im grandiosen „My Favourite Heart To Break“ noch klassische Schemata ab, wird es mit dem minimalistischen „Angry Young Girl“ oder dem Epos „Tide Of Tears“ zwischenzeitlich auch mal richtig mutig. Die Stimme von Sänger Mark Melicia zeigt sich dabei äußerst wandelbar und bewegt sich in etwa in der Klangfarbe eines Jack White. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass die originelle Abschlussnummer „Can’t Keep No Good Boy Down“ theoretisch auch auf der „Elephant“ jener weißen Streifen hätte stehen können. Dem gegenüber steht aber eine ordentlich krachende Abmischung, die zwar ein wenig rustikalen Charme von früher beibehalten kann, in erster Linie aber richtig zweckdienlich rockt.
Und so darf sich Roadrunner Records tatsächlich glücklich schätzen, den amerikanischen Fünfer an Bord zu haben. Ob „And You Were A Crow“ ein kommerzieller Erfolg wird, steht zwar noch in den Sternen, aber verdient hätte es die Platte definitiv. Bleibt zu hoffen, dass man damit auch mal den Sprung über den großen Teich wagt und das eine oder andere Konzert in Deutschland spielt.
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